: Die zweitgrößte Bank der Welt
Durch Fusion zur United Bank of Switzerland überholen Bankgesellschaft und Bankverein die Deutsche Bank. Weltweit werden etwa 13.000 Stellen abgebaut ■ Aus Genf Andreas Zumach
Durch Fusion von zwei der drei eidgenössischen Großbanken entsteht in der Schweiz die zweitgrößte Bank der Welt und der weltweit größte Vermögensverwalter. Das gaben gestern morgen die Schweizer Bankgesellschaft (SBG, englisch auch UBS) und der Schweizer Bankverein (SBV) in Zürich offiziell bekannt. Eine entsprechende Mitteilung wurde auch schon letzten Freitag erwartet (siehe taz vom Samstag). In Europa wird die künftige United Bank of Switzerland (UBS) die Deutsche Bank von ihrem bisherigen Spitzenplatz verdrängen.
Durch die Fusion gehen in den nächsten vier Jahren mindestens 13.000 der derzeit 56.650 Arbeitsplätze bei SGB und SBV verloren, davon gut 4.000 in der Schweiz.
Nach dem Marktführer Schweizerische Kreditgesellschaft belegten SBG und SBV 1996 mit Bilanzsummen von 437,2 Milliarden Franken (533 Milliarden Mark) bzw. 359,9 Milliarden Franken die Plätze zwei und drei. Für 1997 erwarten SBG und SBV eine gemeinsame Bilanzsumme von rund 922 Milliarden Franken (1,1 Billionen Mark). Damit wird die neue United Bank of Switzerland weltweit die Nummer zwei nach der japanischen Bank of Tokio-Mitsubishi.
Bei der Verwaltung von Vermögen im Gesamtwert von derzeit 1,32 Billionen Franken (1,58 Billionen Mark) werden die Schweizer sogar die Nummer eins. Zum Bereich der Vermögensverwaltung gehören Investment Banking, Private Banking und das Management von institutionellen Großanlagen wie etwa Rentenkassen.
Die beiden Banken rechnen mit Fusionskosten von sieben Milliarden Franken, erwarten aber bereits für das Jahr 2002 einen Reingewinn der United Bank of Switzerland von zehn bis elf Milliarden Franken. Beim Abbau von über 4.000 Arbeitsplätzen in der Schweiz in den nächsten vier Jahren wollen die Banken das Prinzip der „natürlichen Fluktuation“ nutzen. 700 Beschäftigte erreichen in dieser Zeit das Pensionalter, weitere 2.000 sollen vorzeitig pensioniert werden. 1.500 MitarbeiterInnen solle „so sozial und fair wie möglich“ gekündigt werden.
Eine der Optionen, über die Verwaltungsräte beider Banken in den letzten Monaten verhandelt hatten, sah vor, daß nach einer Fusion das Kleinkundengeschäft an die Deutsche Bank verkauft wird. Von dieser Option war in der gestrigen Fusionsmitteilung zwar konkret keine Rede, doch hieß es, SBG und SBV wollten im Zuge der Fusion eine Reihe von „nicht zum Kerngeschäft“ gehörenden Aktivitäten abstoßen. Ein Sprecher der Deutschen Bank verweigerte auf Anfrage zunächst jeglichen Kommentar – sowohl zum Abstieg der Deutschen Bank auf Platz zwei unter den europäischen Geldinstituten wie zu einer Übernahme des Kleinkundengeschäfts der künftigen United Bank of Switzerland.
Noch mehr als bereits die Spekulationen am letzten Freitag führte die gestrige offizielle Mitteilung über die Fusion von SBG und SBV zu einem deutlichen Anstieg der Aktienkurse nicht nur der beiden Banken, sondern auch zahlreicher Schweizer Großunternehmen. Der Zürcher Börsenindex SMI stieg auf die Rekordmarke von 6.130 Punkten. Auch die Aktien der drei deutschen Großbanken Deutsche, Dresdner und Commerzbank legten um bis zu vier Prozent zu. An den Börsen sowie am Westschweizer Bankenplatz Genf wurde gestern eifrig über weitere Fusionen zwischen europäischen Banken spekuliert.
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