piwik no script img

Iran will Moslem-Sitz im Sicherheitsrat der UNO

■ Zum Auftakt des OIC-Gipfels fordert Chamenei Vetorecht für islamische Staaten

Teheran (rtr/AFP/taz) – Der Iran will einen ständigen Sitz der islamischen Staaten im UNO-Sicherheitsrat. Das verkündete gestern das religiöse Oberhaupt Irans, Ajatollah Ali Chamenei, als er das Gipfeltreffen der Islamischen Weltkonferenz (OIC) in Teheran eröffnete. Schließlich, argumentierte Chamenei, vertrete die OIC rund ein Fünftel aller Menschen und habe damit Anspruch auf einen Platz und das Vetorecht im Rat der Vereinten Nationen.

Dort müßten die Islamischen Länder allerdings auch neben den USA sitzen – und vor deren „giftigen Atem“ hatte Chamenei die Teilnehmer des Gipfels wenige Minuten zuvor gewarnt. Der Westen strebe lediglich nach Geld und Genüssen; Werte wie Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit habe er längst dafür geopfert.

Mit unbewegten Gesichtern verfolgten jene Politiker Chameneis Rede, die den USA wohlgesonnen sind, und nur wenige Minuten später schlug der iranische Präsident Mohammed Chatami eine andere Richtung ein. Mit ein wenig Umsicht könne die islamische Gesellschaft durchaus die eine oder andere Errungenschaft westlicher Nationen übernehmen, sagte er.

Noch bis morgen werden Politiker aus 55 Ländern in Teheran über 142 Resolutionsentwürfe abstimmen. Es geht unter anderem darum, ob und wie sich Terrorismus von „nationalem Befreiungskampf“ unterscheidet. Die Gipfel- Teilnehmer sollen bestätigen, daß sich die Palästinenser gegen jede Form von Besetzungen wehren dürfen, fordert die islamistische Hamas-Bewegung.

Die Tagung ist das größte internationale Treffen in Iran seit dem Sturz des Schahs vor 19 Jahren und eine Gelegenheit für die Regierung, sich mit ihren Nachbarn zu versöhnen. Zumindest der Irak scheint einverstanden. Er schickte Vizepräsident Taha Jassin nach Teheran, den ranghöchsten Politiker seit dem Krieg zwischen beiden Ländern. juw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen