: Solidarisches Monopol
■ Wenn dem DFB heute die Vermarktung des Europapokals untersagt wird, könnte die Uefa einspringen – wieder kein Wettbewerb
Glaubt man dem DFB, geht es heute um die Zukunft des Fußballs. Denn heute entscheidet der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, ob der Fußballbund Europapokalspiele weiterhin zentral vermarkten darf, oder ob dies ein unzulässiges Kartell darstellt (taz vom 18. 11.), wie das Bundeskartellamt meint. Verliert der DFB, heißt das allerdings noch nicht, daß jeder Verein die Vermarktung seiner Spiele selbst übernimmt: Es könnte auch der europäische Verband Uefa den Verkauf der TV-Rechte in die Hand nehmen. So macht er es schon mit der Champions League.
Rund 280 Millionen Mark nimmt die Uefa jährlich aus dem Verkauf der Fernsehrechte für die Liga ein. Allein das deutsche TV bringt rund 60 Millionen Mark. Doch auch ihre Monopolstellung bei der Vermarktung könnte nach dem EU-Vertrag eine unzulässige Wettbewerbsbeschränkung darstellen. Schließlich bringt auch die Uefa die Vereine um das Recht, ihre (Heim-)Spiele selbst zu vermarkten – für die Wettbewerbshüter ein unzulässiges Kartell.
Ob dies zulässig ist, muß letztlich die EU-Kommission entscheiden. Bei ihr könnte die Uefa aber auch eine Freistellung beantragen. Der DFB wollte in Karlsruhe sogar die Europapokal-Entscheidung vertagen lassen, bis die Kommission eine Grundsatzentscheidung zum europäischen Fußball getroffen hat. Allerdings hat bisher weder die Kommission noch die Uefa ein solches Grundsatzverfahren eingeleitet. Uefa-Justitiar Markus Studer zeigt sich dann auch etwas irritiert über den DFB-Vorstoß: „Wir überlegen das gerade erst.“
Auf dem Tisch der Kommission liegt zwar schon seit Jahren ein Verfahren, das sich auf Artikel 14 des Uefa-Statuts bezieht. Hierauf hatte auch der DFB Bezug genommen. „Das hat aber mit der Zentralvermarktung überhaupt nichts zu tun“, so Studer. In diesem Passus der Uefa-Satzung wird den nationalen Verbänden erlaubt, zum Schutz des Stadionbesuchs zeitliche Beschränkungen von Fernsehübertragungen durchzusetzen.
Hinter den Kulissen jedoch reden Uefa und EU-Kommission natürlich schon länger über das Thema. Der Fußballverband versucht dabei, sein Monopol als System solidarischer Umverteilung darzustellen. Und zweifellos profitieren schwache Fußballverbände, etwa in Osteueropa, von der zentralen Rechtevermarktung, weil der Verband die Einnahmen an alle Mitglieder ausstreut. Außerdem bezahlt der Verband auch ein paar Junioren- und Damenturniere von dem Geld.
Offiziell denkt bei der Uefa noch niemand darüber nach, auch den Pokal der Pokalsieger oder den Uefa-Cup in eigene kommerzielle Regie zu übernehmen. Bisher hätte man dabei wohl auch mit dem Widerstand der starken Mitgliedsverbände rechnen müssen. Sollte der DFB aber heute verlieren, könnten die Interessen bald anders aussehen. Christian Rath
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