: Bürger-Künstlers Computical
■ Alma Hoppes Lustspielhaus hat vielfach aufgerüstet
Nichts peinlicher, als wenn Kabarettisten ihr Selbstverständnis preisgeben und dabei alle Selbstironie fahrenlassen. Nils Loenicker, Co-Kabarettist in Alma Hoppes Lustspielhaus, stellte gestern das Programm der kommenden Saison vor und ließ dabei keines der Reizworte aus, mit denen Bürger ihre Vorstellung von Künstlern regelhaft zu beschreiben suchen.
Ungemein „lustig“ also, „schräg“ und „verrückt“ soll es auf Hamburgs größter Kabarettbühne an der Grenze zwischen Eppendorf und Winterhude ab morgen zugehen. Den Löwenanteil des Spielplans bestreitet Alma Hoppe alias Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen selbst, die mit ihren Mega Perls, dem „Best-Of“-Extraprogramm zum zehnjährigen Bühnenjubiläum, sowie dem Bildschirm-Stürmer, einem „satirischen Science-Fiction über eine virtuelle Realität, die längst Wirklichkeit ist“, aufwarten. Premiere dieses Computicals ist am 4. Oktober; hoffentlich wird es amüsanter als die gestern verabreichten Appetithappen – verliebte und depressive Roboter kennen wir doch auch schon länger.
Gastspieler sind: Matthias Beltz (“Mitleid ist die Rache der Feiglinge“), Günter Grünwald, „Urbayer“ und Fäkalrhetor, der „heimliche Favorit“ Georg Schramm und Lieblings-Parodist Reiner Kröhnert, der mit der Affäre Huhn bei Alma Hoppe premieren wird. Mit den Entermännern stehen dann noch einmal zwei Alma Hoppes auf der Bühne, und das Weihnachtsprogramm bestreitet Heinrich Pachl aus Köln-Nippes. Zusätzlich präsentiert Alma Hoppe die „Sonntags-Spitzen“ Helmut Ruge, Henning Venske + Liederjan sowie die Truppe Springmaus, laut Loenicker „echte Leckerbissen, galamäßig eingeflogen“. Mit einem derartigen Mix prominenter Männer und insgesamt zweier Frauen (in der Springmaus) erhofft sich Loenicker eine zehn- bis zwanzigprozentige Steigerung der bisher sechzigprozentigen Auslastung des Hauses.
Doch nicht nur das Programm ist mit sechs statt fünf Vorstellungen pro Woche aufgestockt, auch das Haus selbst ist neu bestückt. Der Münchner Bildhauer Rainer Strixner hat in Foyer, Halle, Treppenhaus und Bistro Gips-Figuren verteilt. Eulenspiegelköpfe ragen aus Spiegelsplittern, Gebisse formieren sich zu knoblauchzopfartigen Gewinden, und Puttenengelchen wie aus eines Gruftis barockem Kinderzimmer kleben reichlich unmotiviert an allen verfügbaren Wänden. Das ehemalige Gemeindehaus, ein denkmalgeschützter Traum in Backstein, habe vorher etwas „steril“ gewirkt, so Loenicker. Nun soll mit dem Ikeakitsch etwas „verrücktes Theaterflair“ verbreitet werden. uwi
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