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100 Mark gespart

In Hamburgs Privathaushalten wird der Gaspreis ab Januar nächsten Jahres gesenkt  ■ Von Achim Fischer

Häufiger die Telefone nie klangen als gestern zu Roland Bombes Arbeitszeit. „Wieviel Geld gibt's zurück?“, wollten viele Anrufer vom Sprecher der Hamburger Gaswerke (HGW) wissen. Den Anlaß für die Hoffnung auf vorweihnachtliche Bescherung hatte die Bild-Zeitung erfunden. „Gasrechnung: Hamburger kriegen Geld zurück“, versprach das Blatt gestern auf Seite eins. Und weckte damit falsche Erwartungen.

Die Gaswerke wollen, soviel stimmt, ihre Preise senken. Allerdings nicht rückwirkend, sondern erst ab. 1. Januar nächsten Jahres (s. taz-Titelseite vom 17.12.). Profitieren werden davon vor allem Privathaushalte und kleine Gewerbebetriebe. Sie werden pro Jahr je nach Verbrauch bis zu einhundert Mark sparen. Die neue Preisstruktur wird heute der Aufsichtsrat der HGW beschließen.

Die Preissenkung kommt auf Druck des Bundeskartellamtes zustande. Die Monopolwächter hatten bundesweit die Tarife der Gasversorger unter die Lupe genommen. Eines der Ergebnisse: Die Hamburger Gaswerke lagen deutlich über dem westdeutschen Vergleich. Je nach Preisgruppe sind die HGW bis zu 35 Prozent teurer als etwa die Energieversorgung Weser-Ems.

Die HGW können sich die überdurchschnittlich hohen Preise leicht erlauben. Auf dem Gasmarkt gibt es – noch – keine Konkurrenz, die dem Unternehmen Privathaushalte als Kunden abwerben könnte. Um einen Mißbrauch der Monopolstellung auszuschließen, leitete das Kartellamt ein Verfahren gegen die HGW ein – und setzte sich gleichzeitig mit dem Unternehmen an den Verhandlungstisch.

Anfang der Woche konnten sich die Parteien einigen, noch bevor der Fall vor Gericht landete. „Das Kartellamt hat einen Preismißbrauch im Sinne überhöhter Preise bei HGW nicht festgestellt“, kann der Gasversorger jetzt jeden Verdacht von sich weisen, da das Verfahren nicht fortgesetzt wird. „Wir wollten eine schnelle Preissenkung für die Kunden erreichen“, sagte dagegen gestern ein Kartellamtssprecher. Über den Rechtsweg hätte das Verfahren noch Monate oder Jahre gedauert.

Die HGW werden nun nicht im Gegenzug die – wesentlich günstigeren – Preise für Großkunden erhöhen, um die Einnahmeausfälle auszugleichen. „So eine Überlegung steht überhaupt nicht an“, versicherte Unternehmenssprecher Bombe. Denn Großabnehmer können, im Gegensatz zu Privathaushalten, ihren Gaspreis mit den HGW frei aushandeln. Überdurchschnittliche Preise können sich die Gaswerke bei diesen Kunden schon heute nicht erlauben.

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