: Gegen Bildungsklau und volle Hörsäle
■ 500 Studierende protestierten gegen Bildungsmisere
Mit Trillerpfeifen und Transparenten zogen gestern rund 500 StudentInnen von Uni und Hochschule sowie SchülerInnen gemeinsam durch die Innenstadt. Motto: „Gegen Sozial- und Bildungsabbau, Ausbeutung und Unterdrückung“. Die Demonstration endete nicht wie angekündigt auf dem Neuen Markt, sondern in der Westerstraße, auf dem Vorhof der Schokoladenfabrik Hachez. Dort diskutierten die TeilnehmerInnen mit Beschäftigten über sich verschlechternde Arbeitsbedingungen wie Lohnkürzungen im Krankheitsfall oder 610-Mark-Jobs. „Wir denken, daß unser Protest nicht nur auf die Bildungspolitik beschränkt bleiben darf“, so der AStA. Was heißt das konkret? Die taz fragte DemonstrantInnen:
Markus Kretsch, 23, Politikwissenschaftler an der Uni: „Stehe hier, um gegen die allgemeine Verarschung des Otto-Normalverbrauchers zu protestieren.“Frank, Geschichte/Politik an der Uni: „Ich bin gegen die nationale Formierung an den Universitäten und Schulen. Dagegen, daß das Bildungssystem zum Standortfaktor zugerichtet wird. Und gegen die Interessen der Politik und der Ökonomie an StudentInnen und SchülerInnen.“Susanne, 18, Zwölftklässlerin: „Ich will später nicht Studiengebühren bezahlen. Sonst müßte ich mir jetzt Gedanken machen, ob ich überhaupt das Geld zum Studieren habe oder nicht.“Thorsten, 21, Informatikstudent an der Uni: „Nicht mehr so volle Hörsäle. Solidarität mit anderen Unis, wo es ganz kraß ist.“Mathias, 20, Politikstudent: „Wir müssen den sozialen Kampf aufbauen mit Schülern und Studenten, am besten mit allen. Gegen Sozialabbau, Bildungsklau, gegen Rassismus.“Thorsten, 20, Informatikststudent an der Uni: „Es gefällt mir nicht, daß der AStA einen Maulkorb bekommt und sich nicht mehr politisch frei äußern darf.“Markus Ernst, Hochschüler im 5. Semester: „Wir wollen mehr Bücher haben, mehr Rechner, mehr Profs, also: bessere Bedingungen.“Jörg Sommer, 23, Wirtschaftswissenschaftler an der Uni: „Es geht um die Verhältnisse in Deutschland – ich will Umverteilung von oben nach unten, bestimmte Steuern wieder einführen, Sozialhilfe- und Bafög-Satz erhöhen statt Großprojekte wie den Eurofighter.“Anke, 20, Erzieherin: „Ich demonstriere für bessere Behinderteneinrichtungen und gegen Diskriminierung von Behinderten.“Angelika, 27 , Musikpädagogin: „Mich nervt dieses wohlwollende Gelächel der Leute, die für die Misere verantwortlich sind. Alle sind auf unserer Seite, aber nichts passiert.“ ce
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