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AStA-Sekretär zockte AStA-Geld ab

■ Angestellter der Hochschule für Künste fristlos entlassen: Er gab zu, Zigtausende von Mark aus der AStA-Kasse unterschlagen zu haben / Interesse der Studierenden war offenbar mangelhaft

Jahrelang haben die StudentInnen der Hochschule für Künste (HfK) Semester für Semester brav ihre AStA-Beiträge bezahlt und damit die Taschen eines unehrlichen Hochschul-Angestellten gefüllt. Einige zehntausend Mark aus der Kasse der Studentenvertretung soll Kettmer L., der halbtags als Sekretär des HfK-AStA arbeitete, unterschlagen haben.

Nachdem sich die Hinweise auf die jahrelangen Manipulationen in den vergangenen Tagen verdichtet hatten, gab der 48jährige die Taten zu, wurde fristlos entlassen und angezeigt. Es sei ihm allgemein sehr leichtgemacht worden, führte der Mann nach Angaben von HfK-Sprecher Ralf Schneider als Erklärung an. So gab es an der HfK in den vergangenen zwei Jahren wegen mangelnden Interesses der Nachwuchs-KünstlerInnen keinen gewählten AStA.

Die vorangegangene AStA-Generation hatte dem Mitarbeiter in Gelddingen weitgehend freie Hand gelassen, aber auch darauf verzichtet, sich die eigene Arbeit aus der AStA-Kasse bezahlen zu lassen. Seit 1995 arbeitete der Sekretär auch ohne gewählten AStA, die Beiträge, pro Semester etwa 8.000 Mark, wurden ebenfalls weiter eingezogen. „Die Bürokratie läuft eben weiter“, so der Hochschulsprecher. In der AStA-losen Zeit war HfK-Kanzler Klaus Güse als Dienstvorgesetzter für das AStA-Geld der Kunsthochschüler verantwortlich.

Die Wissenschaftsbehörde prüft, ob es Verfehlungen in der Kontrolle durch die Hochschulleitung gegeben hat. Aus Hochschulkreisen hieß es, es habe schon länger Gerüchte über mögliche Unregelmäßigkeiten gegeben. Allerdings herrsche in einem kleinen Betrieb mit nur 20 Verwaltungsangestellten eher ein Klima des Vertrauens.

Ruchbar wurde die Selbstbedienung des Angestellten nach Angaben von HfK-Sprecher Ralf Schneider, als der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) Geld für die Semestertickets der knapp 700 Studenten einforderte. Denn dieses Geld wird an der HfK gemeinsam mit den zwölf Mark AStA-Beitrag direkt aufs AStA-Konto eingezahlt und von dort an die VBN weitergeleitet. Als sich vor drei Wochen ein neuer AStA konstituierte und einen Kassensturz verlangte, flog die Sache endgültig auf. Die frisch gewählten Studentenvertreter wollten sich offiziell noch nicht äußern.

Dem vernehmen nach war der langejährige AStA-Sekretär wegen eines Beinbruchs zwei Monate krankgeschrieben und konnte so Forderungen wie die der VBN oder der neuen Studentenvertreter nicht persönlich abfangen. Über die Jahre hat er es offenbar stets geschafft, rechtzeitig Geld von seinem Privatkonto auszuzahlen, wenn die Studis etwa für eine Party 3.000 Mark für Bierkisten von ihm verlangten. Ansonsten ging der Transfer in die andere Richtung: In kleinen Tranchen, mal 300, mal 500 Mark, überwies der Mann nach den Erkenntnissen der Hochschulleitung das AStA-Geld auf sein eigenes Konto.

Unklar ist noch, wie er den Zugriff auf das Geld bekommen konnte. Denn jede Überweisung mußte nach Angaben der HfK sowohl von dem Sekretär als auch von einem AStA-Mitglied unterschrieben werden. Daher muß L. entweder die zweite Unterschrift gefälscht oder einen Mittäter gehabt haben. Die Bremer Sparkasse, die das AStA-Konto führt, schließt aus, daß von einem ihrer Konten über Jahre hinweg Geld ohne geforderte zweite Signatur ausgezahlt werden kann. Joachim Fahrun

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