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Entweder alles sofort oder später acht Prozent

■ Die Wittener Studenten entwickelten ihr Gebührenmodell selbst. 30.000 Mark fürs Studium

Für die bekannteste deutsche Privatuniversität in Witten/Herdecke kam der Tag der Wahrheit 1995. Es wurde ein Finanzierungsbeitrag (Studiengebühren) erhoben, und gleichzeitig griff das Land Nordrhein-Westfalen der 900-Studenten-Hochschule unter die Arme. Vorher lebte die Reformuni von Spenden und Stiftungsgeldern. Im Geschäftsjahr 1997 steuerten das Land 22 Prozent und die Studis fünf Prozent zum Budget von 37,5 Millionen Mark bei.

Jeder einzelne Wittener Kommilitone entrichtet einen pauschalen Preis von 29.700 Mark für das Studium an die Studierendenschaft. Die überweist das Geld an die Uni. Bezahlt wird in drei Varianten: „Sofort alles“ – das heißt (für das Beispiel eines Neun-Semester-Studiums) 550 Mark pro Monat; „sofort die Hälfte“, also 275 Mark pro Monat – und nach dem Studium vier Jahre lang acht Prozent des Einkommens; oder „später acht Prozent“, acht Jahre lang. Wer dann weniger als 30.000 Mark Einkommen (Einnahmen abzüglich gesetzlicher und privater Versicherungen) hat, ist von der Rückzahlung freigestellt.

Das Gebührenmodell auf dem Wittener Campus ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Die StudentInnen selbst haben es entworfen – um die drohende Pleite ihrer Alma mater zu verhindern. Die KommilitonInnen stellten zwei Bedingungen an ihren Finanzierungsbeitrag: erstens achteten sie auf Sozialverträglichkeit. Und zweitens „unterscheiden wir nicht in Bittsteller und Reiche“, berichtet Uni-Sprecher Daniel Berger. „Hier studieren erwachsene Menschen. Die sollen unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern entscheiden, ob sie den Finanzierungsbeitrag gleich bezahlen oder sich für die einkommensabhängige Späterzahlung entscheiden“, begründet Berger, der das Modell miterfand.

Die Studierendenschaft betont, daß sie ihr Modell „nicht als politisches Statement für Studiengebühren versteht“. Es beziehe sich auf die konkrete Wittener Situation. Auf die soziale Zusammensetzung der Studierenden hat sich das Modell nicht ausgewirkt. 15 Prozent Bafög-Bezieher studieren in Herdecke – das ist exakt der bundesdeutsche Durchschnitt. cif

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