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Im Winter ist der Fußball eckig

■ Weihnachtspräsente auf den letzten Drücker und dennoch ganz ohne Risiko. Bei „Tipp-Kick“, „Pro Action“oder „Subbuteo“mutiert jeder richtige Fußballfan zu einem Wohnzimmer-Hooligan

Bald beginnt sie wieder, die von eingefleischten Fans so gefürchtete fußballose Zeit. Wenn der Winter die grünen Rasenflächen hierzulande in matschige Äcker oder vereiste Rutschbahnen verwandelt, hängen Carsten Pröpper & Co. ihre bestollten Treter alljährlich für einige Wochen an den Nagel. Was tun? Die taz sagt allen Fußball-Junkies, wie sie sich die Bundesliga während der Winterpause ins Wohnzimmer holen können und stellt drei Tischfußballspiele vor, die – auch auf den letzten Drücker erworben – bedenkenlos unter den Tannenbaum gelegt werden können.

Der Ball ist eckig, das Spiel dauert zehn Minuten, und die Hochburg dieses Sports ist weder München noch Dortmund, sondern Villingen-Schwenningen. Die Rede ist von „Tipp-Kick“, dem wohl spannendsten auf dem Markt erhältlichen Fußballsimulationsspiel. Gespielt wird mit je zwei Figuren, einem Plastik-Torhüter und einem Feldspieler aus Zink. Dessen Schußbein schnellt durch Druck auf den Gehirnkasten aus der Ruheposition und katapultiert das schwarz-weiße Flugobjekt im Idealfall ins gegnerischen Tor.

Selbiges wird von einem Keeper gehütet, der ebenfalls auf Knopfdruck reagiert. Bei Bedarf kann sich der Pseudo-Köpke nach rechts, links oder nach vorne werfen.

Geübte Zocker arbeiten beim Schießen mit zahlreichen Tricks: Als Schlenzer, Bogenlampe, Heber oder – tückisch, tückisch – Aufsetzer segelt das zwölfeckige Spielgerät Richtung Tor. Das 1922 vom Stuttgarter Möbelkaufmann Karl Mayer erdachte „Tipp-Kick“ist eine äußerst temporeiche Angelegenheit. Seit 1959 wird sogar eine deutsche Meisterschaft ausgespielt. Wer es weniger hektisch liebt und Spaß an taktischen Finessen hat, sollte den Ball lieber durch die gegnerischen Abwehrreihen schnippen, als ihn mit dem rechten Zeigefinger brutal in Richtung Tor zu knallen.

Tüftler mit weniger kräftigen Fingern sollten besser zu „Subbuteo“greifen. Das 1947 in England entwickelte Rasenschach ist ein sehr realistisches Fußballimitat für den Hausgebrauch. Gespielt wird mit 22 Kickern, Abseitsfalle, Fouls, Elfmetern, Ecken und Einwurf. Die fehlende Dynamik während eines Matches erinnert allerdings häufig an ein fades 0:0 auf Naturrasen.

Eine gelungene Mischung aus beiden Klassikern ist „Pro Action“, das die Firma Parker Anfang der neunziger Jahre in den USA entwickelt hat. Wie bei „Subbuteo“werden die 22 Figuren, die auf einer Magnetkugel fußen, über das Feld geschnippt. Es verlangt einige Übung, den Ball so zu passen, daß er am metallenen Mitspieler kleben bleibt.

Wer sich eine günstige Position erdribbelt hat, läßt seinen „Dirk“oder „Juri“durch einen leichten Klaps auf den Scheitel schießen. Der Ball kommt dabei fast immer flach aufs Tor. Nur bei Freistößen darf eine Rampe gebaut werden, mit deren Hilfe die Kugel dann auch in den Torwinkel katapultiert werden kann.

Mit ein bißchen Fingerfertigkeit und etwas Geduld kann so dem Winterpausenfrust erfolgreich getrotzt werden. Dem Autor dieser Zeilen gelingt das jedenfalls seit bald 20 Jahren. Volker Stahl

Die Bundesliga-Tabelle für den Weihnachtsmann:

– Meister: „Tipp-Kick“(Mieg Sport + Spiel), rund 100 Mark

– Uefa-Cup: „Pro Action Football de luxe“(Parker-Spiele), 70 Mark

– unteres Mittelfeld: „Subbuteo“(Parker-Spiele), ab 80 Mark

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