: Gesicherte Finger in sauberen Tupperdosen
■ Wenn's versehentlich kracht: Silvester-Tips der Hamburger Feuerwehr
Wenn ein Böller zu Silvester eine Hand zerfetzt, müssen saubere Tupperdosen her. In denen läßt sich das abgetrennte Körperteil perfekt sichern, bis der Krankenwagen mit Blaulicht herbeieilt und Finger und Verletzte ins Krankenhaus bringt. Außerdem, rät Hamburgs Feuerwehr, sollten Sofort-Helfer dem Verletzten unverzüglich einen Druckverband anlegen.
Die Gefährlichkeit der Silvesterknaller werde immer noch unterschätzt, warnte gestern Feuerwehrsprecher Horst Köhler. „Oft gehen die Knallkörper hoch, wenn keiner mehr damit rechnet, oder sie werden auf Personen ausgerichtet, statt sie senkrecht in Flaschen zu starten.“
Entsprechend herrscht zum Jahreswechsel denn auch der Ausnahmezustand: 450 Feuerwehrleute stehen in der Neujahrsnacht in 17 Rettungswachen bereit, unterstützt von 88 freiwilligen Feuerwehren. 50 Rettungs- und zehn Notarztwagen sind im Einsatz. Mit diesem Großaufgebot zieht die Feuerwehr die Konsequenz aus dem Vorjahr: 475mal rückten Rettungs- und Notarztwagen zu Hilfseinsätzen aus, 346 Brände mußten gelöscht werden. Alle 50 Sekunden klingelte das Telefon des 112-Notrufs.
Nicht selten wegen schwerer Verletzungen. Ein einzelner Knallfrosch ist ungefährlich, aber geht die ganze Packung in der Hosentasche hoch, sind Rauchwolken aus dem Hosenbein noch harmlos. Selbst ein erfahrener Feuerwehrmann habe sich im vergangenen Jahr mit einem Knapper einen Finger abgefetzt, berichtet Köhler und setzt sarkastisch hinzu: „Feuerwehrleute sind halbe Pyromanen.“
Sein Rat: Böller, Kanonen- und Donnerschläge sollten nur im Freien und nie aus der Hand abgefeuert werden (kleinere Verbrennungen können oft auch ohne fachkundigen Sanitäter durch 20minütiges Kühlen mit Wasser gelindert werden). Auch das Zündeln auf dem Balkon sollte vermieden werden: 33mal rückte die Feuerwehr im vorigen Jahr zum Ablöschen an.
Gefährlich könnte es morgen auch für die vielen Reet- und Strohdachhäuser in den Elbgebieten werden: Bei den angekündigten Orkanböen ist die Feuerwehr machtlos gegen Querschläger. Sie rät, in mindestens 200 Metern Abstand zu zündeln. Wer sich nicht bei Windstärke acht die Böller um die Ohren pfeifen lassen möchte, sollte es mal mit dem guten alten Bleigießen probieren – das Grübeln über Form und Sinn der geschmolzenen Häuflein soll ja schon manchen Silvesterabend gerettet haben. Kai von Appen/Ilonka Boltze
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