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Keine Rauchzeichen über der Bar

■ In Kalifornien dürfen Kneipengäste ab Neujahr nicht mehr rauchen. Nur in Familienbetrieben und Indianerreservaten ist Qualmen weiterhin legal. Die wirtschaftlichen Folgen sind unklar

Berlin (taz/AP/WPS) – In Kaliforniens Kneipen darf ab Neujahr nicht mehr geraucht werden. Wenige Tage vor Inkrafttreten des Verbots ist die Auseinandersetzung über die Folgen des Rauchverbots jetzt noch einmal aufgeflammt.

Kneipiers wie Beverly Mathis- Swanson aus Santa Cruz fürchten um ihre Existenz, wenn sie rauchende Gäste hinauswerfen müssen. „Rechtlich gesehen ist das eine wirklich angstmachende Entwicklung“ schimpft die Barinhaberin. Den Besitzern von Kneipen droht bei einem einmaligen Verstoß eine Geldbuße von 180 Mark, im Wiederholungsfall kann sie bis zu 12.600 Mark betragen.

Befürworter des Rauchverbots rechnen besorgten Kneipiers dagegen vor, daß das Rauchverbot nicht etwa zu Verlusten, sondern zu mehr Einnahmen führen werde. 150 Städte in den USA haben ohnehin schon solche Rauchverbote erlassen. Während die eine Seite Geld von den Tabakkonzernen bekommt, wird die andere von Ärzteverbänden unterstützt.

Das Gesetz, das über alle Kneipen, die Angestellte beschäftigen, ein Rauchverbot verhängt, stammt schon aus dem Jahr 1995. Damals stimmte die überwältigende Mehrheit der Kalifornier für ein sofortiges Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und gab den Kneipiers bis zum 1. Januar 1998 auf, auch in ihren Bars ein solches Verbot umzusetzen. Nur Restaurants, die als Familienbetriebe geführt werden – also keine Angestellten haben – und Bars in den Indianerreservaten dürfen ihren Gästen das Rauchen auch künftig erlauben.

1995 hatte auch die Vereinigung der kalifornischen Restaurantbesitzer für ein Rauchverbot gestimmt. Ihr Argument damals wie heute: Es könne nicht angehen, daß einige Kommunen lokal totale Rauchverbote verhängten und die Konkurrenz im Nachbarort dann das Geschäft mache.

Inzwischen zeigen aber zwei Studien, daß es mit dem Einfluß auf den Profit so weit nicht her ist. Eine Untersuchung der University of California in San Francisco kommt zu dem Schluß, daß keine signifikanten Unterschiede zwischen den Einnahmen von Kneipen in rauchfreien und in nicht rauchfreien Gemeinden feststellbar sind. 82 Prozent aller Kalifornier und Kalifornierinnen sind ohnehin Nichtraucher.

Auf der anderen Seite des Landes, in Massachusetts, kamen Ökonomen sogar zu dem Ergebnis, daß rauchfreie Kneipen besser florieren. Fehlende Gäste, die Dosenbier und Kippe künftig zu Hause genießen, würden mehr als kompensiert durch Gesundheitsbewußte und Familien, denen erst in rauchfreier Umgebung die Lust auf Kneipe komme.

Etliche Kneipiers sprechen inzwischen von Prohibition und drohten noch vor Weihnachten mit zivilem Ungehorsam. Sie wollen rauchende Gäste nicht behelligen. Und auch die Gewerkschaft der Gaststättenbeschäftigten rät ihren Mitgliedern, rauchenden Gästen einfach den Rücken zu kehren – soll doch jemand anders den Sheriff rufen.

Die Behörden in Kalifornien machen sich offiziell trotzdem keine Sorgen um die Umsetzung des Gesetzes. Schließlich sei die große Mehrheit der Einwohner und Kneipenbesucher Nichtraucher, und von fremdem illegalem Rauch wolle sich kaum jemand behelligen lassen. ten

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