: Unglaubwürdig -betr.: "Bodenkauf ohne Bedarf und Bedingungen", taz-Hamburg vom 3.1.1998
Damit muß sich eine taz-Leserin wohl abfinden, daß die taz noch immer die Silhouette des AKW Brokdorf (graues Ei) mit der des AKW Brunsbüttel (schwarzer Kasten) verwechselt (im Prinzip nicht, in diesem Fall waren der 2. Januar und der vergrippte Kopf des Redakteurs für die bedauerliche, nichtsdestotrotz äußerst seltene Verwechslung verantwortlich, d. Red.), und der Pressesprecher der HEW beredt davon spricht, was der Konzern nicht vorhat, und verschweigt, was er denn plant.
Das regt natürlich meine Phantasie an: Die HEW kaufen direkt neben dem AKW Brunsbüttel ein Grundstück „ausschließlich als möglichen Kraftwerksstandort“. Die Spekulation des „Aktionskreises Stillegen Brunsbüttel“, es könnte dort ein Zwischenlager geplant sein, bezeichnete er als „völligen Quatsch“. Als Begründung nannte er die lange Genehmigungszeit. Aber was heißt lang? Wenn irgend möglich, werden die HEW das AKW Brunsbüttel bis über das Jahr 2012 hinaus betreiben. Und die HEW sind ja noch an drei weiteren AKWs beteiligt, für die das Zwischenlager dienen könnte.
Auch ein gewinnbringender Verkauf an die PreußenElektra, wenn der HHer Senat weitere 25 Prozent seiner HEW-Aktienmehrheit verscherbelt, wäre vorstellbar. Letzteres würde auch erklären, warum der Mehrheitsaktionär, die Hansestadt Hamburg, und der Aufsichtsratsvorsitzende, Bürgermeister Runde, tatenlos zugesehen haben, wie die HEW die rot-grüne Landesregierung in Kiel über den Tisch ziehen und das Grundstück ohne Auflagen erwerben konnten, obwohl im Koalitionsvertrag zwischen Grünen und SPD in SH drinsteht, daß dort ein konventionelles Kraftwerk als Ersatz für stillzulegende Atomkraftwerkskapazitäten zu errichten sei.
Ich wundere mich darüber, daß die taz über dieses pikante Detail nicht berichtet. Etwa, um ein Mäntelchen darüber zu legen, daß Rot und Grün sich einen Dreck um ihren Koalitionsvertrag scheren, wenn ein paar Millionen locken.
Bleibt die Frage nach dem Sinn des Kaufs. Solar-, Wind-, Wasser-, Wellen- oder Geothermie-Kraftwerk? Wohl kaum? Bleibt die Option auf einen AKW-Neubau, etwa den ERP-Prototyp?
Ich nehme den HEW nicht ab, sie hätten das Grundstück gekauft, ohne zu wissen wofür. Ich freue mich auf die Enthüllung des Geheimnisses, spätestens auf der nächsten HEW-Aktionärsversammlung. Heike Klessig
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