: Sendepause für „Up n' Swutsch“
■ Radio Bremen stoppt überraschend das Fernseh-Magazin / Redaktion braucht Ideen / Sendezeit auf N 3 fällt erstmal weg
Völlig überraschend hat Radio Bremen die Fernseh-Sendung „Up n' Swutsch“aus dem Programm gekippt. Die Magazinsendung lief alle zwei Wochen am späten Abend in N 3. Laut Michael Glöckner, Sprecher von Radio Bremen, hat sich die Redaktion selbst zu einer „Kreativpause“entschlossen. Die Entscheidung sei sowohl mit dem NDR als auch mit dem Fernseh-Programmdirektor von Radio Bremen, Rüdiger Hoffmann, abgestimmt worden.
Immer wieder hatte es Gerüchte gegeben, daß „Up n' Swutsch“eingestellt werden soll. Vor zehn Jahren war die Sendung als Wochenend-Fortsetzung der regionalen Nachrichtensendung „buten & binnen“konzipiert worden. Im Lauf der Jahre rutschte das Magazin aber auf immer ungünstiger Sendeplätze im „Dritten“des NDR. Logisch: damit gingen auch die Einschaltquoten zurück.
Seit wie vielen Jahren die Sendung keine neuen Zuschauer mehr anlockt, sondern alte verliert, weiß auch RB-Sprecher Michael Glöckner nicht mehr.
Die Einstellung kam dennoch überraschend. „Auf Außenstehende wirkt das vielleicht etwas brutal“, so Glöckner. Die Rundfunkratsvorsitzende Roswitha Erlewein jedenfalls zeigte sich verwundert über das „Aus“für die Sendung. Beim letzten Gespräch mit Programmdirektor Hoffmann sei die Einstellung noch kein Thema gewesen. Der aber entgegnet: „Intern sind wir seit einem Jahr in einem Diskussionsprozeß gewesen, was wir mit der Sendung machen sollen.“Die ganze Entscheidung hat in seinen Augen keine Dramatik. „Es ist doch heutzutage kein außergewöhnlicher Vorgang mehr, daß eine wenig erfolgreiche Sendung abgesetzt wird“. Bei „Swutsch“habe die Chemie zwischen Sendeinhalt und Sendeplatz nicht mehr gestimmt.
Das Studio von „Swutsch“, der gläserne Pavillion auf der Bürgerweide, soll aber auch in Zukunft von Radio Bremen genutzt werden. Denkbar ist für die RB-Leute, daß die Sendungen „III nach 9“oder „buten & binnen“in Zukunft von hier gesendet werden könnten. Im Gespräch ist auch, daß verschiedene Radiosendungen an der Bürgerweide produziert werden könnten. Da eine langfristige Vertragsbindung mit den Vermietern des Studios besteht, könnte eine Nichtbenutzung der Räume für Radio Bremen teuer werden. Gemietet sind die Räume von der städtischen Hanseatischen Veranstaltungs-Gesellschaft HVG.
Der verlorene Sendeplatz wird nun erstmal von N3 wiederbesetzt. Dabei muß der kleine Sender aus Bremen in Hamburg immer wieder seine Stellung verteidigen, um seine Existenz zu rechtfertigen. Radio Bremen hofft jetzt, daß die ausfallenden Sendeminuten beim NDR „gutgeschrieben“werden.
Laut Verabredung soll das Radio- Bremen-Fernsehen fünf Prozent vom Programmvolumen von N3 produzieren und anbieten. Teilweise liegt die Quote von Radio Bremen aber auch darüber, sagt NDR-Sprecher Martin Gartzke.
Daß der NDR mit der Entscheidung irgend etwas zu tun hat, wird in Hamburg heftig dementiert. „Radio Bremen hat sich selbst zur Einstellung von Up'n Swutsch entschlossen, nicht der NDR“, so Gartzke. „Was uns angeboten wird, entscheidet Radio Bremen allein, damit haben wir nichts zu tun.“
Die Kreativpause der Redaktion soll zwischen einem halben und ganzen Jahr dauern, schätzt RB-Sprecher Glöckner. Dann will die kleine Redaktion um die Moderatoren Jürgen Koch und Brigitta Nickelsen ein neues Sendekonzept präsentieren.
Eine Hoffnung: Wenn die nun ausfallende Sendezeit von Radio Bremen angespart werden könnte, hätte man im Spätsommer genug Zeit gesammelt, um jede Woche – statt nur alle 14 Tage – zu senden. cd
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen