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Ertrinkende Haie und andere Betrügereien

■ „Piraten“von Olov Svedelid ist ein packendes Lehrbuch in Sachen Schnüffelarbeit

Kein Schiff ist unsinkbar. Und bei Schiffen, die partout nicht sinken wollen, wird halt ein bißchen nachgeholfen. Wenn die Versicherung genug zahlt, versteht sich.

Piraten von Olov Svedelid ist ein auf authentische Fakten zurückgreifender Wirtschaftsthriller. Svedelid erzählt aus der Ich-Perspektive eines Polizisten, der durch einen seine Kompetenzen übersteigenden Auftrag in persönliche und moralische Konflikte gerät.

Roland Hassel, Greifer bei der Stockholmer Polizei, wird von Interpol beauftragt, einer Bande von Wirtschaftskriminellen auf die Schliche zu kommen. Der routinierte Bulle ist ein knallharter Profi. Ausgestattet mit einer neuen Identität wird er in das Netz einer Geheimorganisation aus Briefkastenfirmen, zwielichtigen Reedereien und korrupten Politikern geschleust. Roland Hassel mimt den erfahrenen Seemann und gelangt auf einen dem Untergang gewidmeten Kahn. Packend schildert Svedelid Hassels Loyalitätskonflikt zwischen seinen Auftraggebern, der skrupellosen Offiziersclique und der nichts ahnenden Schiffsbesatzung. Sein Leben als falscher Matrose mit Denunziantenauftrag fordert eine schauspielerische Gratwanderung, die keinen Fehltritt zuläßt.

Piraten ist ein Lehrbuch in Sachen Schnüffelarbeit. Im Widerspruch zwischen polizeilichem Ethos und frustrierender Ohnmacht gegenüber kriminellen Machenschaften auf höherer Ebene wirft der kleine Bulle nach und nach seine humanistischen Ideale über Bord. Schließlich muß er sich entscheiden, ob er weiterhin brav kleine Fische einlocht oder mit umstrittenen Ermittlungsverfahren wie dem Lauschangriff die großen Haie an Land zieht. Die Angelegenheit gerät zu einem Pokerspiel, und Hassel bleibt keine andere Wahl, als seine Rolle durchzuziehen.

Sachlich führt Svedelid die Handlung vom überschaubaren Krimi aufs internationale Parkett. Ein solider Thriller mit witzigen Dialogen, ausgestattet mit so vielen Hintergrundinformationen, daß der Leser fast zum Experten für Reedereiwirtschaft, Geheimdienstmachenschaften und Versicherungsbetrügereien geschult wird.

Und vielleicht war ja der Untergang der Titanic doch nur ein schnöder Versicherungsfake, mag mancher nach der Lektüre in überschäumender Kompetenzeuphorie sepkulieren. CarstenHansen

„Piraten“von Olov Svedelid, Klein & Blechinger, 1997, 379 Seiten

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