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Entsorgung wird entsorgt

■ Altglas- und Altpapiercontainer werden stadtweit massenhaft abgezogen. DASS: Kapazität ausreichend. Gerade in Außenbezirken verschlechtert sich Mülltrennung und Entsorgung

Wenn es nach dem Entsorgungsunternehmen DASS geht, werden die Verpackungs-, Altglas- und Altpapiercontainer (sogenannte „Iglus“) bald aus dem Berliner Straßenbild verschwinden. Wegen „unkorrekter Füllung“ und „Vermüllung“ rund um die Stellplätze zogen die „Grüner Punkt“- Entsorger seit Oktober vergangenen Jahres über 1.200 der Iglus ab. Es bleiben gerade noch 500 für das gesamte Stadtgebiet.

„Die öffentlichen Stellplätze wurden massiv mißbraucht, um privaten oder gewerblichen Müll, der nichts mit dem Grünen Punkt zu hat, loszuwerden“, so DASS/ Berlin-Sprecher Marcus Hirschberg zur taz. In den gelben Leichtverpackungstonnen sowie den Altpapierbehälter, seien teilweise bis zu 80 Prozent nicht recycelbares Material gefunden worden. Dadurch wäre kein Platz mehr für den jeweils korrekten Inhalt gewesen. Der wurde dann von ratlosen Mülltrennern auf der Straße gestapelt.

Die Umweltverwaltung zeigt Verständnis für den Rückzug: „Die Verminderung jedes einzelnen Tonnenangebots ist mit den jeweiligen Bezirken abgesprochen, außerdem haben wir die Zusicherung der DASS, daß durch das in den letzten Monaten stark ausgeweitete „Hol-System“ die fehlende Kapazität ausgeglichen wird“, versucht Sprecher Carlo Zandonella die Wogen zu glätten.

Das „Hol-System“, die sogenannte „haushaltsnahe Entsorgung“, wird in drei Bereiche unterteilt: gelbe Tonnen, die im Hof stehen, „Sacksammlung“ (90-Liter- Säcke, die in Hochhäusern im Treppenhaus hängen) und die „Beutelsammlung“, gelbe Tüten die in den Wohnungen installiert werden. Auf Wunsch und für 15 Mark im Monat kann bei der BSR, in dem Fall ein Subunternehmer der DASS, eine Altpapiertonne bestellt werden.

Die BSR verweist auf ihre 38 in Berlin eingerichteten „Recycling- Höfe“, an denen man laut Sprecher Müller „Wertstoffe, Altpapier und die Leichtverpackungsfraktion“ unentgeldlich abliefern könne.

Bei der DASS änderte sich kapazitätsmäßig angeblich nicht viel: „Im Oktober 97 wurden in Berlin 900 Iglus abgezogen, dafür aber 1.700 Hol-System-Tonnen ausgeliefert“, rechnet Hirschberg die Bemühungen seiner Firma vor. „Volumenmäßig ist das ein Kapazitätsverlust von gerade mal 0,7 Liter pro Kopf.“

Also zu vernachlässigen? Das Problem der schlecht ausgerüsteten Bezirke mit vielen Einfamilienhäusern, das starke Gefälle von Bezirk zu Bezirk, die durch den Iglu-Abbau entstandenen langen Wege und die daraus sich verschlechternde Trennkultur vieler Haushalte läßt er nicht gelten.

Auch der Verdacht, die DASS würde in Bereichen, in denen sie ihr gesetzlich vorgeschriebenes Sammelsoll erreicht (Papier, Leichtverpackung) ihre Bemühungen zurückschrauben, weist Hirschberg weit von sich: „Wir sind dazu verpflichtet, so viel wie möglich zu sammeln. Diesen Auftrag erfüllen wir, so gut es geht.“ Tobias Riegel

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