Und es wird doch wärmer

Berlin (taz) – Die globale Erwärmung des Klimas ist nach Einschätzung der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), der obersten Klimabehörde der USA, mit 90prozentiger Wahrscheinlichkeit auf menschliche Treibhausemissionen zurückzuführen. Diesen Schluß könne man aus der inzwischen vergrößerten Datenbasis ziehen, erklärte der stellvertretende Leiter der NOAA, Elbert Friday, am Donnerstag in Washington.

„Daß sich eine offizielle US-Behörde wie die NOAA so weit aus dem Fenster lehnt, ist schon bemerkenswert“, sagt Ulrich Cubasch vom Max-Planck-Institut für Klimaforschung in Hamburg. Bisher sei der Einfluß des Menschen auf das Klima nur von einzelnen US- Forschungsinstituten herausgestellt worden. Deren Bedeutung hatten Kritiker eines globalen Treibhauseffekts zuletzt im Zuge der Kyoto-Konferenz als unwesentlich bezeichnet. Die Einschätzung der NOAA habe aber ein besonderes Gewicht, da sie über die weltweit umfangreichste Klimadatensammlung verfüge, so Cubasch.

NOAA-Forscher Tom Karl rechnet mit „vielen Überraschungen“ bei der Entwicklung des Klimas, sollte sich der globale Erwärmungstrend in Zukunft fortsetzen. Mit einer Durchschnittstemperatur von 16,9 Grad war 1997 das wärmste Jahr seit Beginn der weltweiten Temperaturmessungen vor knapp 120 Jahren. Der Temperaturanstieg sei rund um den Globus beobachtet worden, so Karl. Aber auch periodisch auftretende Phänomene wie El Niño, Vulkanaktivitäten und Meeresströmungen spielten bei Klimaveränderungen eine Rolle. Gerade El Niño dürfte wesentlich zur Rekordtemperatur des letzten Jahres beigetragen haben. Einzig in China, im östlichen Mittelmeer und im Osten Nordamerikas habe die Reflexion von Sonnenlicht an Smogteilchen die Erwärmung abgeschwächt. nbo