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Basisdemokratie auf dem Prüfstand

■ SPD entscheidet über Leitungsmodell bei Radio Bremen

Wird das vierköpfige Direktorium von Radio Bremen abgeschafft und durch einen Intendanten wie in anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ersetzt? Die SPD, auf die es bei einer Entscheidung ankommt, ist unsicher: Die Diskussion um die Zukunft der RB-Leitung wurde gestern auf der Fraktionsversammlung erst einmal vertagt. Horst Isola, medienpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion legte ein Positionspapier vor, das der Forderung von Fraktionschef Christian Weber widersprechen soll. Weber hatte sich für die Wiedereinführung der Intendanz ausgesprochen. Nun soll der SPD-Landesvorstand am Freitag über Radio Bremen beraten, am Montag soll in der Fraktionsversammlung erneut nach einer Position gesucht werden.

Die Zeit drängt: Schon auf der nächsten Bürgerschaftssitzung Ende Januar wird die Abschaffung des Direktoriums Thema sein. Am 15. Dezember legte die AfB einen Antrag zur Änderung des Radio– Bremen–Gesetzes vor. Einziger Begehr des AfBlers Klaus Bernbacher, der den Antrag ausarbeitete: Weg mit dem Direktorium. Das Direktorium wurde 1980 nicht zuletzt als Ausdruck der Wünsche nach mehr Basisdemokratie unter Beteiligung von Bernbacher ausgearbeitet.

Die Koalitionspartner zockelten wenig später mit einem eigenen Antrag hinterher. Tenor: Der Medienausschuß der Bürgerschaft soll Möglichkeiten für Strukturverbesserungen prüfen und auf die Einführung eines Intendanten hinwirken. Der Antrag steht, die CDU will das Direktorium schon lange kippen. Die SPD zog mit, bevor ein eindeutiges parteiinternes Stimmungsbild stand.

Radio Bremen gerät zunehmend unter Druck. Im Rundfunkrat müssen sich die RB-Vertreter mit der Unzufriedenheit der Politiker auseinandersetzen. Kritik an den Hörerzahlen der Radiowellen gibt es schon länger. Und auch die Fernsehleute vom NDR, für dessen Drittes Programm RB zuliefert, drängelt, daß mehr populistische, quotenträchtige Programme aus Bremen kommen. „In Gesprächen mit dem NDR“, so Fernsehdirektor und Direktoriumsmitglied Rüdiger Hoffmann, „sind wir immer wieder gebeten worden, ein Format anzubieten, das den Erfolg von N3 nicht behindert.“Die kurzfristige Einstellung der Talk-Sendung „Up n'Swutsch“wurde bereits als Nervosität Hoffmanns gedeutet: Ohne Erfolg keine Kooperation mit dem NDR, kein Direktoriumsarbeitsplatz. Da sind neue Konzepte schnell gefragt. cd

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