: Lifting nach fünfzig Jahren
■ Kontorhaus in der City wird umgebaut / Hotel und 30 Wohnungen geplant Von Heike Haarhoff
Auch 50 Jahre nach Kriegsende ist das durch eine Brandbombe beschädigte Levante-Geschäftshaus in der Mönckebergstraße noch immer ein Provisorium. Das soll sich ändern: Anfang 1996, versichert die Gebäudeeigentümerin, eine Hamburger Erbengemeinschaft, werde mit „umfangreichen Umbauten“ begonnen. Zusätzlich zu den jetzigen Einzelhandelsläden sollen bis September 1997 ein Vier-Sterne-Hotel mit 250 Betten sowie 30 Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen in dem 85 Jahre alten Haus entstehen.
Im April dieses Jahres ist die Verwaltungsberufsgenossenschaft aus den oberen Stockwerken in ihr eigenes Haus an der Deelböge gezogen. Seitdem „gibt es keinen Grund mehr, länger mit den Umbauarbeiten zu warten“, so die Erbengemeinschaft.
Geplant ist, Erdgeschoß und erstes Stockwerk als Einkaufspassage zu gestalten, eventuell mit einem Durchgang zu den benachbarten Kaufhäusern C&A und Kaufhof. Gleichzeitig würde der hintere, zur Bugenhagenstraße liegende Teil des Kontorhauses über einen eigenen Treppentrakt erschlossen. Das Hotel soll in die mittleren Etagen einziehen. Betreiber der City-Herberge werde ein in Hamburg noch nicht vertretener Konzern, dessen Namen aber weder Bezirksamt noch Eigentümerin nennen wollten.
Die Fassade des Levante-Hauseserhält mit Back- und Sandstein ein architektonisch neues Gesicht. „Einen Marmor- oder Glaspalast wird es glücklicherweise nicht geben“, sagt die Eigentümerin. Ausführende Architekten sind die Büros Ockelmann, Rottgardt und Partner (Hamburg) sowie Sidell, Gibson und Partner (London).
Das sechste Stockwerk samt Flachdach wird abgerissen und ganz neu gestaltet: Um drei Etagen „aufgestockt“ erreicht das Levante-Haus dann die Höhe des Kaufhof-Gebäudes. In diesen luftigen Gefilden sollen sich finanzkräftige Singles und Paare heimisch fühlen und die Innenstadt auch außerhalb der Geschäftszeiten beleben. Sie lockt als Freizeitangebot mit kurzen Wegen – da im Untergeschoß des eigenen Hauses – ein Veranstaltungssaal für Jazz, Kabarett oder Varieté.
Den neuen MieterInnen könnten bald weitere folgen: Peter Illies, Leiter der Stadtplanungsabteilung im Bezirk Mitte, hat dazu bestechende Ideen entwickelt: „Die Dächer der Kauf- und Parkhäuser sind bisher ungenutzt. Es würde reichen, ein Stockwerk draufzubauen; dann könnten hier Wohnungen entstehen.“ – Allein die Vorstellung des abendlichen Blicks über die verlassene Innenstadt läßt hoffen, daß dieses Konzept realisiert wird. Dazu gehört auch, Parkplätze an den Fleeten aufzugeben, um dadurch Platz für weitere Wohnbebauung zu schaffen.
Die Ladenmieten sollen trotz des Umbaus nicht sprunghaft ansteigen. Gerüchte, wonach einigen Geschäftsleuten bereits eine Kündigung ins Haus geflattert sei, wurden gegenüber der taz nicht bestätigt. Allerdings sei zu befürchten, so ein Geschäftsmann, daß die Ladenflächen nach dem Umbau reduziert würden. Deshalb überlegten sich einige, den Standort zu wechseln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen