: Antworten auf Letzte Fragen
Was ist schlimmer: Arm gebrochen oder Bein gebrochen? (10.1. 98)
Lieber Max, es dürfte schlimmer sein, sich ein Bein als einen Arm zu brechen, weil ein gebrochenes Bein oft länger zum Heilen braucht als ein gebrochener Arm und weil es doof ist, nicht richtig laufen zu können, während man sich mit einem Gipsarm meistens ganz gut behelfen kann.
Am besten ist es jedoch, sich weder ein Bein noch einen Arm, sondern ein Schlüsselbein zu brechen. Da bekommt man keinen Gips, sondern höchstens einen Verband und darf 14 Tage nicht allzu wild herumtoben. Noch besser ist es in dieser Beziehung natürlich, sich gar nichts zu brechen. Wer scharf auf einen Gips ist, kann sich bei einer Krankenhausbesichtigung mit dem Kindergarten oder der Schulklasse probeweise einen verpassen lassen, der sich sogar abmachen und wieder anlegen läßt.Ute Finckh, Berlin
Wenn man einmal davon absieht, daß ein Oderbruch (Sommer 1997) das Schlimmste ist, läßt sich nur feststellen: ein Armbruch wäre einem Beinbruch vorzuziehen. Erstens ist bei letzterem die Mobilität (Gipsbein) fraglos eingeschränkt, und zweitens werden die noch verbleibenden nützlichen Extremitäten (Arme) durch lästige Gehstützen (Krücken) blockiert.Heike Wendt, Berlin
*
Warum wählt man für eine häufig gefahrenen Strecke für Hin- und Rückweg unterschiedliche Wege? (20.12. 97)
Sieht man einmal von verkehrsbedingten Gegebenheiten ab, zeigt sich ein Verhalten, das jedem Wanderer in Fleisch und Blut übergegangen ist, nämlich erst gegen Ende wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Stammesgeschichtlich gesehen, dürfte dieses Verhalten aus der Zeit der Sammler kommen, wo bei einem vom Hinweg unterschiedlichen Rückweg die Wahrscheinlichkeit, Eßbares zu finden, weitaus größer ist, als wenn man beide Male denselben Weg nimmt.Klaus Gasseleder, Schweinfurt
Das ist tendentiell bei jeder Bewegung wohin und zurück. Erstens, weil man einfach mehr zu sehen bekommt statt zweimal das gleiche. Zweitens, weil Hin- und Herbewegung grundsätzlich als „sinnlos“ (Sisyphos!) empfunden wird (höchstens bei der deutlich kürzesten Strecke als effizient), während der Vollzug einer Kreisstrecke (extrem: Erdumrundung) als „sinnvoll“. Sinnvoll sind alle Kreisläufe wie der der Jahreszeiten oder der des Lebens (alles Gestorbene wird zu Nahrung für Organismen am Anfang einer Nahrungskette). Daher das seltsame Glücksgefühl, wenn wir „einmal um den Block“ gegangen sind und eben nicht „bis zur Ecke und zurück“. Und wenn wir dann den Punkt erreichen, wo wir den Kreis schließen, steht das befriedigende Ende eines Abenteuers, das anhielt, solange wir unseren bisherigen Weg nicht kreuzten.Daniel Danzer, Stuttgart
*
Warum fliegen Insekten nachts zum Licht? Und womit haben sie sich in den Jahrmillionen vor Erfindung von Glühlampe und Neonröhre die Nächte vertrieben? (10.1. 98)
Some like it hot. Und in den Jahrmillionen vor der Erfindung von Glühbirne und Neonröhre flogen die Insekten – Erleuchtung suchend – einfach den Glühwürmchen hinterher.Gerd Neurath, Saarbrücken
Seit Jahrmillionen verwenden Insekten in der Nacht eine ebenso einfache wie effektive Navigationsmethode: Sobald sie sich für eine Flugrichtung entschieden haben, halten sie einfach einen konstanten Winkel zur hellsten Lichtquelle ein (mit Facettenaugen geht das viel besser als mit Säugetieraugen). Ist die Lichtquelle weit entfernt (wie z.B. der Mond), fliegen die Insekten dadurch geradeaus.
Seit kurzem sind in der Nacht jedoch helle künstliche Lichtquellen im Gebrauch, bei denen diese Art der Navigation nicht funktioniert: Statt geradeaus fliegen die Insekten entweder von der Lichquelle weg oder spiralförmig auf die Lichtquelle zu – mit leider oft tödlichen Folgen. Es wird sich noch herausstellen, ob sich die Spezies, die diese neuartigen Lichtquellen eingeführt hat, lange genug halten wird, um eine Änderung des Navigatonssystems notwendig zu machen.Bernhard Münzer, München
*
Warum habe so viele Fußballer O- Beine? (10.1. 98)
Viele Fußballer haben O-Beine, weil viele Fußballer O-Beine haben, und deswegen viele Fußballer meinen, daß Fußballer O-Beine haben müssen. Das nennt man soziale Konstruktion von Realität. Es könnte allerdings sein, daß durch ausgewogeneres Training, regelmäßige Dehnübungen und Ausdauerbelastungen diese Realität auch rekonstruiert werden kann.Elisabeth Brauner, Berlin
Wer in den ersten Jahren der kindlichen Bolzplatz-Sozialisation permanent von diesen Schönlingen mit geraden, gut gewachsenen Beinen getunnelt und wie blöd stehengelassen wird, gewinnt zwangsläufig den nötigen Fanatismus, um im Umgang mit einer meist naß-schweren, schlammverschmierten Lederpocke seinen Lebensinhalt zu finden. Normal gebaute Spaß- und Talentfußballer können nur etwas werden, wenn ihnen lange genug kein O-beiniger Underdog begegnet, der sein Leben daransetzt, besser Fußball zu spielen als sie, oder ihnen ersatzweise die Beine nachhaltig kaputttritt.Udo Kasel, Ahrensburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen