Kein Anschluß mehr für Altona

Wird der Bahnhof Altona doch stillgelegt? Holsten will Geländeteile für Erweiterung, Traum vom neuen Stadtteil scheint geplatzt  ■ Von Achim Fischer

Die Bahn trennt sich in Altona langsamer von stillgelegten Güterbahnhof-Flächen, als Hamburgs Stadtplaner bisher kalkulierten. Aus dem Traum von einem neuen Stadtteil wird deshalb vorerst vermutlich nichts werden. Zudem wächst die Befürchtung, daß die Deutsche Bahn AG (DB) den Bahnhof Altona doch noch stillegen möchte – um die wesentlich größere Fläche im Gesamtpaket zu vermarkten.

Vor gut einem Jahr hatte die DB laut überlegt, Altona vom gesamten Nah- und Fernverkehr abzukoppeln. Übriggeblieben wäre lediglich eine S-Bahn-Station. Bezirk und Senat hielten dagegen und rangen der DB eine gemeinsame Erklärung ab: „Der Bahnhof in Hamburg-Altona für den Personenverkehr bleibt erhalten.“

Nicht erhalten, auch das wurde vereinbart, blieb der Güterbahnhof. Die Bahn verlagerte ihren Warenumschlag nach Moorfleet, die städtischen Planer schielten begierig auf 30 Hektar freiwerdende Fläche. Oberbaudirektor Egbert Kossak skizzierte schon mal einen neuen Stadtteil. Rot und Grün sahen die Fläche in ihrem Koalitionsvertrag für „die Integration von Wohn- und Arbeitsstätten“vor.

Doch daraus wird so schnell nichts werden. Die DB ist derzeit nicht an einem Verkauf der Gesamtfläche interessiert, erfuhr am Donnerstag abend die Bezirksversammlung. Die DB Immobilien AG, Eigentümerin des Geländes, möchte vorerst nur sieben Hektar an der Harkortstraße vermarkten. „Die übrigen 23 Hektar sind betriebsnotwendig“, erklärte gestern Bahn-Sprecher Helmut Kujawa.

Und auch von den sieben Hektar möchte sich der Staatsbetrieb nicht unbedingt auf immer trennen. Die DB Immobilien AG führt zur Zeit Gespräche mit der angrenzenden Holsten-Brauerei, die ihren Betrieb erweitern möchte. Kujawa: „Ob es um Verkauf, Vermietung oder Verpachtung geht, ist noch offen.“

Holsten will dort unter anderem eine zusätzliche Abfüllanlage bauen. „Unsere Prioritäten sind klar“, so Firmen-Sprecher Udo Franke. „Wir würden gerne kaufen. Die zweitbeste Lösung wäre eine Pacht, die dann aber sehr langfristig sein müßte.“

Daß nur noch ein knappes Viertel des ursprünglichen Areals im Gespräch ist und daß die Bahn über Pachtverträge im Spiel bleiben möchte, macht Altonas GAL-Fraktionschef Olaf Wuttke stutzig: „Die Bahn erwägt wohl, in vielleicht fünf oder zehn Jahren den Nah- und Fernverkehr aus Altona ganz abzuziehen.“Damit würden westlich des Güterbahnhofes weitere Flächen frei, die alleine aber nur schwer zu vermarkten seien. Deshalb, so mutmaßt nicht nur Wuttke, will die Bahn vorerst Eigentümerin der attraktiven Güterflächen bleiben – um später beide Areale im Gesamtpaket anbieten zu können. Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD) scheint ähnliches zu fürchten. „Vielleicht“, so prognostiziert er, „braucht die Bahn hier irgendwann nur noch drei Gleise“.