■ Neue Währung für Bosnien-Herzegowina befördert Reintegration: Schein mit Wert
Mit der Wahl des moderaten Sozialdemokraten Milorad Dodik zum Premierminister der serbischen Teilrepublik haben sich die Koordinaten für die politische Entwicklung in Bosnien-Herzegowina entscheidend verändert. Jetzt werden jene Entscheidungen getroffen, die endlich zu einer Integration des Landes führen. Die nationalistischen Extremisten aus Pale sind weitgehend ausgeschaltet, Karadžić hat keinen wesentlichen Einfluß auf den Gang der Dinge mehr.
Die vom Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft gestern abend vorgestellte neue Währung (wahrscheinlich KM, Konvertible Mark) ist nur Teil eines ganzen Bündels von Maßnahmen, die dem wirtschaftlichen Wiederaufbau und der politischen Integration dienen sollen. Dazu gehören die Reintegration des Telefonsystems, die Wiederherstellung der Verkehrsverbindungen, die einheitlichen Autonummern, der gemeinsame Paß und jetzt das gemeinsame Geld.
Daß die internationale Gemeinschaft sich bei den Verhandlungen mit der alten Führung der Republika Srpska breitschlagen ließ, unterschiedliche Aufschriften auf dem gemeinsamen Paß zuzulassen, stellt sich jetzt als schwerer Fehler heraus, der hätte verhindert werden können. Statt konsequent zu bleiben, ließ man es zu, daß die serbischen Extremisten noch einmal der eigenen, der serbischen Bevölkerung schaden konnten. Was ist schon ein Paß wert, bei dem jeder Polizist den Ursprungsort erkennen kann? Die Reise an die kroatische Küste müssen Serben weiterhin verschieben. Die faulen Kompromisse mit den Karadžić- Leuten haben nur die Agonie der serbischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina verlängert. Doch nun sind in der Kooperation mit dem neuen Premier Dodek Nachbesserungen möglich, vor allem, wenn die langersehnten Hilfsgelder fließen.
Auch nach außen werden jetzt Zeichen gesetzt. Bisher mußte man in den serbisch kontrollierten Gebieten Bosniens mit dem jugoslawischen Dinar bezahlen, das entsprach der faktischen Annexion dieser Gebiete in den Wirtschaftsraum Restjugoslawiens. Ebenso war der Gebrauch der kroatischen Währung Kuna in den kroatisch kontrollierten Gebieten ein Symbol für den faktischen Anschluß dieser Regionen an Kroatien. Das neue Geld wird nun ein Symbol für die Einheit Bosnien-Herzegowinas. Und somit für die endlich sichtbare Niederlage der nationalistischen Extremisten. Erich Rathfelder
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen