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Sex, Lügen und ein Lauschangriff

■ Die bisher schwerste Belastungsprobe für Bill Clinton: Ihm werden ein Meineid über die Beziehung zu einer jungen Frau und deren Anstiftung zum Meineid vorgeworfen. Berichte stützen sich auf vom FBI abgehörte Gespräche der Frau

Washington (taz) – Ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Bill Clinton ist nicht mehr ausgeschlossen. Ihm wird vorgeworfen, eine Praktikantin im Weißen Haus zum Meineid angestiftet und selbst über seine Beziehungen zu ihr einen Meineid geleistet zu haben. Falls sich die Vorwürfe erhärten, „wäre ein Amtsenthebungsverfahren sehr wohl eine Option“, sagte der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner Henry Hyde.

Die neueste Enthüllung über Clintons Sexualleben ist die Beute eines Lauschangriffs. Linda Tripp, eine ehemalige Mitarbeiterin des Weißen Hauses, hat sich an den Sonderstaatsanwalt Kenneth Starr gewandt, der Clintons Finanzgeschäfte aus den 70er Jahren untersucht, und ihm Material über Clintons Umgang mit jungen Angestellten im Weißen Haus angeboten. Dazu gehören Tonbandaufzeichnungen, die sie von Telefongesprächen mit ihrer Freundin Monica Lewinsky gemacht hatte, die 1995 als 21jährige Praktikantin ins Weiße Haus kam. Von Kenneth Starr angestiftet, traf sich Linda Tripp daraufhin abermals mit Monica Lewinsky, die bei ihr ihr Herz ausschütten wollte – diesmal in einem Hotel. Der FBI zeichnete heimlich das Gespräch auf. Darin soll Monica Lewinsky von ihrer Affäre mit dem Präsidenten und dessen Aufforderung an sie, das Verhältnis zu leugnen, berichtet haben. Clinton selbst hatte im Verfahren wegen des Vorwurfs der sexuellen Nötigung von Paula Jones unter Eid ausgesagt, keine sexuellen Beziehungen zu Monica Lewinsky unterhalten zu haben.

Der Skandal hat ein Doppelgesicht: Er berührt einerseits einen möglicherweise meineidigen Präsidenten, andererseits die Selbstherrlichkeit eines Sonderermittlers, dessen Befugnisse zur Ausweitung seiner Ermittlungen in Zweifel stehen und der sich als Großinquisitor aufspielt. Es geht nicht um eine Sex-Affäre, es geht nicht um Moral, es geht um einen Machtkampf. Hillary Clinton spricht von einem „Rachefeldzug“ politischer Gegner.

Ein Opfer hat dieser Machtkampf schon: den Nahost-Friedensprozeß. Clinton steht so unter Druck, daß er kaum einen Spielraum in den Verhandlungen mit Netanjahu und Arafat hat. Peter Tautfest

Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 12

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