: Kohl: Gelöbnisse überall möglich
■ Bundeskanzler Helmut Kohl verteidigt den Plan der Berliner CDU, am 13. August in der Hauptstadt ein Gelöbnis abzuhalten. Vorsitzender des Bundeswehrverbands ist strikt dagegen
Bonn (dpa) – Trotz Kritik auch aus der Bundeswehr hält die Bundesregierung am 13. August – dem Jahrestag des Mauerbaus – als Termin für ein öffentliches Soldatengelöbnis in Berlin fest.
Bundeskanzler Helmut Kohl verteidigte die geplanten öffentlichen Gelöbnisse am Samstag. „Es gibt keine Stelle in Deutschland, wo unsere Soldaten nicht ihr Gelöbnis ablegen können“, sagte er in Hannover.
Zugleich warf er den Sozialdemokraten vor, in dieser Frage „heruntergekommen“ zu sein. Kohl kritisierte in diesem Zusammenhang die rot-grüne Regierung in Hamburg, die eine Rekrutenvereidigung auf dem Rathausplatz der Stadt ablehnt.
Das Verteidigungsministerium beharrt auf einem öffentlichen Gelöbnis am 13. August in Berlin. „Gerade der 13. August ist ein Tag, an dem Gesellschaft und junge Bundeswehrsoldaten allen Anlaß haben, sich im vereinten Berlin zum freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat zu bekennen“, sagte Ministeriumssprecher Hans-Dieter Wichter in Bonn. „Wer am 13. August die Überwindung von deutscher Teilung, Mauer und DDR-Unrechtsregime verdrängen will, denkt und handelt unhistorisch und unverantwortlich.“
Heftige Kritik an dem Vorhaben äußerten Politiker der Opposition und der Bundeswehrverband. Dessen Vorsitzender Bernhard Gertz sprach in einem Spiegel-Interview von einem „unmöglichen Termin“. „Für die meisten Deutschen bleibt es der Tag, an dem die DDR-Diktatur die Mauer baute“, sagte Gertz.
„Auf dem Rücken junger Bundeswehrsoldaten sollte kein parteitaktischer Streit ausgetragen werden.“ Gertz erneuerte seinen Vorschlag, das Gelöbnis für den 20. Juli zu planen, dem Jahrestag des gescheiterten Hitler-Attentats von 1944.
Die Wehrmachtsoffiziere des Widerstands gegen Hitler seien für die Bundeswehr Vorbilder in couragiertem Verhalten. Der Grünen- Vorstandssprecher Jürgen Trittin wandte sich strikt gegen ein Soldaten-Gelöbnis am 13. August in Berlin. Wenn ein Gelöbnis die „Hauptstadtfähigkeit Berlin“ testen solle, „dann wird dieser Test gründlich danebengehen“, sagte er dem Berliner Tagesspiegel. Kommentar Seite 12
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