: Thyssen wohl vorbereitet für die Fusion
■ Der Konzernchef auf Abruf kann noch einmal eine Rekordbilanz vorstellen und verspricht, die eigene Ablösung "engangiert und konstruktiv" zu begleiten. Es fehlt nur noch die Zustimmung des Aufsichtsr
Berlin/Düsseldorf (taz/rtr) – Der Thyssen-Konzern geht in geschäftlicher Topform die Firmenehe mit Krupp-Hoesch ein. Gestern legte Unternehmenschef Dieter Vogel in Düsseldorf die Bilanz vor: Der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 1996/97 um fünf Prozent auf 40,8 Milliarden Mark. Die 128.000 Beschäftigten weltweit konnten den Gewinn aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit mehr als verdoppeln, auf knapp 1,5 Milliarden Mark. In der Bilanz steht ein viel höherer Wert, nämlich das All- time-High von 3,34 Milliarden Mark vor Steuern. Hier schlug allerdings als Sonderposten der Verkauf der Anteile am Mobilfunknetz E-Plus zu Buche.
Die ganze Veranstaltung stand im Schatten der kommenden Fusion von Thyssen und Krupp- Hoesch. Da konnte der amtierende Thyssen-Chef Vogel noch so gute Geschäftszahlen vorlegen: Er ist ein Boß auf Abruf. Wenn die beiden Konzerne fusionieren, ist er nicht mehr gefragt. Dann werden der Krupp-Chef Gerhard Cromme und der bisherige Leiter der gemeinsamen Stahlsparte Krupp- Thyssen, Ekkehard Schulz, den Laden übernehmen.
Vogel präsentierte sich als verantwortungsvoller Manager. Er werde den Fusionsprozeß „engangiert und konstruktiv“ begleiten, ohne „Sentimentalität oder gar Bitterkeit“. Die Entwicklungen der letzten Wochen hätten ihn aber nicht unberührt gelassen.
Der Aufsichtsrat des größeren und profitableren Unternehmens Thyssen AG hat letzte Woche das Konzept für ein gemeinsames Unternehmen bereits abgesegnet. Die Aufseher von Krupp-Hoesch wollen in der kommenden Woche zustimmen. Strittig ist noch, wie die Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat geregelt wird. Mit dem Abschluß des derzeitigen Geschäftsjahres Ende September soll es dann nur noch einen Konzern Thyssen-Krupp geben.
Anfangs wollte Krupp-Chef Cromme den größeren Rivalen in einem Überraschungscoup kaufen. Das scheiterte, weil es mangels Eigenkapital und hoher Thyssen- Reserven zu teuer geworden wäre, anscheinend haben die Banken im Hintergrund die Notbremse gezogen. Dann drohte Thyssen-Chef Vogel seinerseits mit einer Übernahme. Schließlich einigten sich die Konzernherren im Prinzip auf eine Fusion. Vogel hatte jedoch als Handicap ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Berlin wegen Betrugs zugunsten von Thyssen am Hals. Außerdem hatte er in den Fusionsverhandlungen wohl zu sehr auf seinen Wert gesetzt. rem
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