: Naturschutzgelder gingen stiften
■ Unter dem Vorsitz der CDU-Abgeordneten Wilma Glücklich wurden bei der Stiftung Naturschutz entgegen der Satzung 800.000 Mark Kapital entnommen. Streit um Beratungsgesellschaft B & SU mit Umweltverwaltung w
Bei der Arbeit der CDU-Bundestagsabgeordneten Wilma Glücklich in der Berliner Öko- Szene sind weitere Unregelmäßigkeiten aufgetaucht. Neben dem aktuellen Konflikt um den Machtkampf zwischen Glücklich und Umweltsenator Peter Strieder (SPD) bei der Beratungsgesellschaft Service und Umwelt (die taz berichtete) wurde nun bekannt, daß während Glücklichs Amtszeit als Vorsitzende der Stiftung Naturschutz 800.000 Mark rechtswidrig aus dem Stiftungskapital entnommen wurden. Dies bestätigte Wolfgang Landsberg-Becher, der Glücklich 1996 als Vorsitzender der Stiftung abgelöst hatte. „Das hat man sehr lässig gesehen“, so Landsberg-Becher.
Die öffentlich-rechtliche Stiftung Naturschutz ist mit einem Stiftungskapital von acht Millionen Mark ausgestattet und soll neben den Belangen des Natur- und Umweltschutzes in Berlin auch konkrete Projekte fördern. Dazu gehören unter anderem die Herausgabe der Zeitschrift Grünstift, der Betrieb der Ökolaube oder des Projekts „Grün macht Schule“. Unterstützt wurde zuletzt auch die energiesparende Bewirtschaftung von Kitas und Schulen.
Zwar seien die entnommenen Gelder nicht veruntreut worden, sagte Landsberg-Becher der taz. Statt dessen seien sie für laufende Projekte wie etwa den „ökologischen Marshallplan“ im Zusammenhang mit der Berliner Klimakonferenz verwendet worden. Doch genau diese Entnahme von Stiftungskapital für laufende Kosten und die Projektförderung ist satzungsrechtlich unzulässig. „Hier haben sowohl der Vorstand der Stiftung, der Stiftungsrat sowie die Senatsumweltverwaltung als Aufsichtsbehörde geschlafen“, kritisiert Landsberg-Becher. Dazu komme, daß eine Buchhaltung grob fehlerhaft gewesen sei, so daß die Stiftung mit der Zeit überhaupt keinen Überblick mehr gehabt habe, welche Projekte mit welchen Geldern gefördert worden seien.
Zwar will Landsberg-Becher seine Vorgängerin nicht allein für die Unregelmäßigkeiten der Stiftung verantwortlich machen. „Ein Frühstücksdirektorposten“ sei der Stiftungsvorstand aber auch nicht, so Landsberg-Becher. Als geschäftsführende Vorsitzende hätte Wilma Glücklich die Aufgabe gehabt, das Gebaren der Geschäftsführung zu unterbinden. Landsberg-Becher wies auch auf die Folgen von Glücklichs Amtsperiode für die heutige Stiftungsarbeit hin. „Bei einem Umsatz von zwei Millionen Mark bleibt im Rahmen der Sanierung der Finanzen nicht mehr allzuviel Geld für die Projektförderung übrig.“
Glücklich selbst räumt zwar die Unregelmäßigkeiten während ihrer Amtszeit ein, weist aber jede Verantwortung dafür zurück. Sowohl die Umweltverwaltung als auch der Stiftungsrat hätten das Verhalten der Geschäftsführung gedeckt, obwohl sie dieses mehrfach moniert habe. Nun versuche Umweltsenator Strieder, einseitig die Probleme der Stiftung allein dem alten Vorstand anzulasten. Uwe Rada
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