: „Sieg Heil!“ an der Führungsakademie?
■ Im Unteroffiziersheim der Führungsakademie der Bundeswehr sollen Unteroffiziere und Ex-Soldaten bei einer Feier kurz vor Weihnachten Nazi-Parolen gerufen haben – noch nach Bekanntwerden des Roeder-Skandals
Bonn (taz) – An der Hamburger Führungsakademie der Bundeswehr scheint sich erneut ein Vorfall mit rechtsextremistischem Hintergrund ereignet zu haben. Wie die taz aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen erfuhr, soll am 18. Dezember eine Gruppe von Unteroffizieren und ehemaligen Soldaten im Rahmen einer privaten Feier nationalsozialistische Parolen gerufen haben. Der Lärm sei über mehrere Stockwerke hin zu hören gewesen. Ein Sprecher habe „Sieg!“ gerufen, so wurde der taz berichtet. Die Gruppe habe mit „Heil!“ geantwortet. Die Feier im Unteroffiziersheim der Baudissin-Kaserne an der Führungsakademie, an der auch mehrere ältere Soldaten im Ruhestand und Ehefrauen teilgenommen haben, zog sich bis in die späten Abendstunden hin.
Oberstleutnant Claus von Rosen, der Personalratsvorsitzende der Führungsakademie, mit dem die taz über den neuen schweren Verdacht auf rechtsextremistische Ausschreitungen sprach, kündigte an, unverzüglich Meldung beim Kommandeur machen zu wollen. Er gehe davon aus, daß dieser sofort die „notwendigen Ermittlungen“ einleiten werde: „Wenn der Vorwurf stimmt, muß der Vorgang schleunigst aufgeklärt werden, um Schaden von der Akademie und der Bundeswehr abzuwehren.“ Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, daß es nach ersten Ermittlungen und Zeugenbefragungen „keine Bestätigung“ für die Vorwürfe gebe. Die Nachforschungen würden zügig und sorgfältig fortgesetzt.
Verteidigungsminister Rühe zeigte sich auf eine Nachfrage von dpa verärgert – über die taz. „Die taz versucht ihre Dreckschleuderkampagne fortzusetzen“, sagte er, „ich finde, unsere Soldaten haben Vertrauen verdient.“
Die Führungsakademie war knapp zwei Wochen vor dem mutmaßlichen Vorfall in die Schlagzeilen geraten, als bekanntgeworden war, daß der verurteilte Rechtsterrorist Manfred Roeder dort einen Vortrag gehalten hatte. Der Skandal führte zur Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. In der nächsten Woche wird der Ausschuß erstmals in öffentlicher Sitzung tagen und sich dabei unter anderem auch mit dem geistigen Klima an der Führungsakademie befassen. Bettina Gaus
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