Interview: Geschürte Konflikte
■ Hella Schwemer-Martienßen zu den Vorwürfen der CDU gegen die HÖB
Himmelschreiendes Unrecht wittern die Damen und Herren der CDU, wenn es um die Bücherhalle Berne geht. Mit glühender Feder verfaßten Fraktionschef Ole von Beust und Kollegen einen Antrag für die Bürgerschaft. Kaltblütig, so einer der Vorwürfe, weise die Chefin der Hamburger Bücherhallen (HÖB), Hella Schwemer-Martienßen, das ehrenamtliche Engagement im Stadtteil Berne zurück. Die taz sprach mit der HÖB-Chefin über das kühne Thesengewitter.
taz: Stimmen die Vorwürfe?
Hella Schwemer-Martienßen: Sie sind, schlicht gesagt, eine Denunziation. Uns wird vorgeworfen, wir hätten Bedenken gegen die Beschäftigung Ehrenamtlicher. Dabei müßte doch längst allgemein bekannt sein, daß wir extrem auf diese Mithilfe angewiesen sind. Beispiele wie die privatinitiierte Bücherei „Kolibri“am Mittelweg belegen dies außerdem.
In der Ausgabestelle Berne wird es nach ihrer Wiedereröffnung Ehrenamtliche geben?
Auf jeden Fall. Wir hatten damit zwar auch schon einmal Schwierigkeiten, wie im Fall der Bücherhalle auf der Veddel. Dort erwies es sich einfach als schwierig, kompetente Neben-Ehrenamtliche zu finden, die verläßlich arbeiten. Bei dem sehr engagierten Förderverein in Berne sehe ich dagegen überhaupt keine Probleme.
Wieso gibt es denn noch immer keinen Eröffnungstermin?
Es ist bisher noch kein Mietvertrag zwischen der Saga und der Pestalozzi-Stiftung zustandegekommen. Wir, die HÖB, wollen in jedem Fall nur einen Untermietvertrag, weil wir uns nicht um größere Mietangelegenheiten der Liegenschaft kümmern möchten. Wann es nun zum Vertragsabschluß kommt, ist unklar. Fest steht, daß die Räume frühestens ab 1. September bezugsfertig sind, weil die Saga es versäumt hat, frühzeitiger mit den notwendigen Sanierungsarbeiten zu beginnen.
Was geschah mit den 10.000 Büchern aus Berne?
Die haben wir nach der Schließung nach Volksdorf, Farmsen und Rahlstedt gegeben, wohin ein Großteil der Berner LeserInnen ausgewichen ist.
Ist die CDU also nur schlecht informiert?
Es gibt Kreise in Hamburg, die nicht wahrhaben wollen, daß wir wegen der Etatkürzungen zu Schließungen gezwungen waren. Und jetzt wird ein Sündenbock gesucht. Wer solche Unwahrheiten in Umlauf bringt, schürt nur Konflikte und Konfusion.
Fragen: Birgit Glombitza
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