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Wal-Schlacht

■ Bei Minustemperaturen sehen Tausende beim Skelettieren von drei Pottwalen zu

Die drei in der Nordsee verendeten Pottwale sind am Wochenende bei starkem Frost und Sonnenschein auf der nordfriesischen Insel Nordstrand zerlegt und skelettiert worden. Ein paar tausend „walfahrende“Zuschauer verfolgten am Holmer Siel, wie die riesigen Walkadaver fachmännisch zerteilt wurden. Dabei, so erklärte die Polizei, sei alles sehr „diszipliniert“zugegangen, Behinderungen habe es nicht gegeben. „Hier war ein ständiges Kommen und Gehen“, sagte der Einsatzleiter des Technischen Hilfswerks (THW), Rolf Nicolaisen. Nur wenige Besucher blieben bei der Kälte für längere Zeit stehen, um zu sehen, wie ehrenamtliche THW-Kräfte die blutige Ent-sorgungsaktion bewältigten.

„Besser hätte das Wetter nicht sein können, die Minustemperaturen waren für die Arbeit optimal“, meinte der THW-Leiter. Durch die Kälte hielt sich der penetrante Gestank in Grenzen, der die Abspeckung der Tiere normalerweise begleitet. „Ganze Wale“, so Nicolaisen, „gibt es nun keine mehr zu sehen, das sind jetzt alles nur noch Reste“. Trotzdem lohnte sich für viele Kaffeefahrer die Wal-Visite, denn allein die mächtigen Schädel, die bis zu sechs Tonnen wiegen, waren bewundernswert.

Auch Wissenschaftler aller biologischer Couleur taten sich an den Walen gütlich. Ein zehnköpfiges Team der Universität Göttingen unter Leitung des Evolutionsbiologen Rainer Willmann holte sich ein bestelltes Skelett und spezielle Innereien gleich mit eigenem Container ab. „Eine einmalige Gelegenheit“, so Willmann, „Studien an dem für uns seltenen Objekt Pottwal zu betreiben“. Ein zweites Skelett ist für das meereskundliche Heimatmuseum der Nordseeinsel Borkum reserviert.

Die jeweils rund 25 Tonnen schweren Wale waren am 23. Januar auf einer Sandbank vor der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt verendet und eine Woche später nach Nordstrand geschleppt worden. Drei weitere Wale überlebten und konnten sich in die tiefere See retten. Friedhelm Caspari

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