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Es dozierte der Wissenschaftssenator

■ Beim ersten „Reform-Seminar“ präsentierte Peter Radunski seine Vision für die Hochschulen: Studiengebühren und mehr Wettbewerb. Nur wenige Studenten wollten zuhören

Ohne Ergebnis ist gestern das erste der „Reform-Seminare“ zu Ende gegangen, die Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) den streikenden Studenten Ende Dezember angeboten hatte. Die Veranstaltung in einem nur schwach besetzten Hörsaal des Henry-Ford-Baus an der Freien Universität (FU) lief tatsächlich wie ein Seminar ab.

Zunächst hielten zwei leitende Beamte der Wissenschaftsverwaltung einleitende Referate, in denen sie ihre Pläne zur Studienreform vorstellten. Anfangs versuchten Studenten die Redner durch Klatschen zu übertönen, verließen dann aber unter lautem Türknallen den Raum. Am Schluß verloren sich nur noch wenige Studenten zwischen Vertretern von Presse, Wissenschaftsverwaltung und Universitätsleitung.

Die anschließende Diskussion streifte nahezu alle Themen der Hochschulpolitik. Sein Konzept für Studiengebühren stellte Radunski diesmal erst auf Nachfrage vor. Für ihre Einführung gebe es „in dieser Legislaturperiode keine Mehrheit“. Dennoch könne er den Studenten „die Wahrheit nicht ersparen“, daß das „Thema in einigen Jahren konkret wird“. Gebühren würden Professoren und Studenten „Dampf machen“ und den Wettbewerb fördern. Wer mehr Wettbewerb ablehne, habe „eines der wesentlichen Lebensgesetze nicht erkannt“.

Es dürfe aber „keine Haushaltslochstopfung durch Studiengebühren“ geben. Auch wandte er sich dagegen, das Studium nur unter dem Kriterium der strikten Verwertbarkeit zu sehen. Radunski gab jedoch zu, daß seine Generation „nicht unbedingt zu neuen Erkenntnissen kommt“. Er bezweifele aber, daß die junge Generation schon weiter sei.

Zu Klagen über überfüllte Seminare sagte der Senator, er werde „diese Mißstände abschaffen“. Dafür brauche er aber konkrete Beispiele von Fällen, in denen „das Überfüllungssyndorm tatsächlich greift“. Abhilfe versprach er auch beim Fehlen der Vernetzung der wissenschaftlichen Bibliotheken, das „ein Riesenversäumnis“ sei. Auch für ein Semesterticket sprach er sich aus.

Studenten warfen Radunski vor, er habe „überhaupt keine Ahnung, wie es in den einzelnen Fachbereichen aussieht“. Es wurden aber auch Forderungen laut, vor allem in der Univerwaltung zu sparen. FU-Kanzler Wolf-Dietrich von Fiercks warnte jedoch, man müsse beim Personalabbau mit den „sozialen und menschlichen Problemen vorsichtig umgehen“.

Nach zweistündiger Diskussion beendete Radunski um Punkt 17 Uhr die Veranstaltung mit den Worten: „Ich bitte um Verständnis. Das war's für heute.“ Wer unter „Verzichtserscheinungen“ oder „Vergnügungsentzug“ leide, könne am heutigen Dienstag zum „Reformseminar“ in die Technische Universität oder am morgigen Mittwoch in die Humboldt-Universität kommen. Ralph Bollmann

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