: Flucht mit tödlichem Ausgang
■ Ein aserbaidschanischer Flüchtling ist auf dem Weg nach London im Radkasten eines Flugzeugs erfroren. Beim Untergang eines Schlauchbootes vor Brindisi ertranken sechs Albaner
Dublin/Brindisi (taz/AFP) – Ein Flüchtling aus Aserbaidschan, der sich in Baku als blinder Passagier im Radkasten eines Flugzeuges versteckt hatte, ist auf dem Weg nach London erfroren. Das Flugzeug war Samstag nacht in Gatwick gelandet, der Leichnam wurde jedoch erst am Sonntag bei Wartungsarbeiten gefunden. In dem Radkasten herrschten während des Fluges Temperaturen um minus 50 Grad. Claude Moraes vom Flüchtlingsrat machte skrupellose Fluchthelfer für den Tod des Mannes verantwortlich. „Sie nehmen das Geld von den Leuten“, sagte Moraes, „und dann schicken sie die Menschen auf lebensgefährliche Reisen.“
In den vergangenen Jahren ist es mehrmals zu Todesfällen von Flüchtlingen gekommen, die sich in den Gepäckraum oder den Radkasten von Flugzeugen geschmuggelt hatten. Im Hafen von Dover wurden Flüchtlinge sogar in Tiefkühltransportern gefunden. Das britische Innenministerium sagte, man müsse das Problem an der Wurzel packen und den kriminellen Menschenhändlern in Aserbaidschan und anderen Ländern, aus denen Menschen vor Verfolgung, Krieg oder Armut fliehen, das Handwerk legen.
Vor der süditalienischen Küste hat gestern ein weiterer Fluchtversuch ein tödliches Ende gefunden: Beim Untergang eines Schlauchbootes sind vermutlich sechs albanische Flüchtlinge ertrunken. 14 weitere konnten von der Küstenwacht vor Brindisi bei schwerer See gerettet werden. Zugleich griff die Polizei in der Umgebung Brindisis etwa 100 Albaner auf. Es handele sich um die größte bekanntgewordene Zahl von Flüchtlingen seitdem Ende vorigen Jahres, über 2.000 Kurden nach Italien kamen.
Die Geretteten gehören nach Behördenangaben einer Großfamilie an. Sie wurden wegen akuter Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht. Das Boot hatte am Vortag die südalbanische Stadt Flora bei gutem Wetter verlassen. Sieben Seemeilen vor Brindisi war es in Seenot geraten. Die Küstenwache hat zunächst vier Leichen geborgen. Für die Vermißten gebe es keine Hoffnung mehr. Wie das italienische Fernsehen berichtet, sind seit den Unruhen in Tirana im Frühjahr 1997 über 150 Albaner bei der Überfahrt nach Italien ums Leben gekommen. RaSo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen