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Spontan-Streik bei Mercedes

■ 2.000 Arbeiter protestieren gegen neue Schichten im Presswerk

Im Bremer Mercedes-Werk legten gestern knapp 2.000 Arbeiter die Werkzeuge aus der Hand. Sie protestierten damit gegen Verhandlungen um die Maschinenlaufzeiten und Schichtmodelle im Press-werk. Es wird befürchtet, daß feste Samstagsschichten etabliert werden sollen. Der Betriebsrat will jedoch am Fünf-Tage-Modell mit 35 Stunden pro Woche festhalten.

Nach Angaben von Werks-Sprecher Wendelin von Machui will die Firmenleitung die Laufzeiten der „kapitalintensiven Maschinen im Presswerk von jetzt etwa 117 auf 130 Stunden erhöhen. Damit soll einfach die Effizienz des Press-werkes erhöht werden“, so von Machui. Regelmäßige Samstagsschichten seien im Zusammenhang damit geplant. „Wir stehen in Verhandlungen über neue Schichtmodelle mit dem Betriebsrat. Von einer Sechs-Tage-Woche ist aber nicht die Rede. Es bleibt auch bei der 35-Stunden-Woche.“

Der Betriebsratsvorsitzende Udo Richter lehnt regelmäßige Samstagsschichten vehement ab. Es gebe zwar die Grundbereitschaft, freiwillig an Samstagen zu arbeiten. „Aber wir machen keine Regel-Samstagsarbeit“, so Richter. Nach seiner Auffassung gibt es keinen Grund, „bewährte Arbeitszeitmodelle zu kündigen“. Damit spielt Richter auf das eigene Schichtmodell des Presswerks an. Dort arbeiten etwa 500 Personen in Früh- und Spätschichten und etwa 100 Arbeiter auf freiwilliger Basis dauerhaft in Nachtschicht. Für diese Belegschaftsangehörigen wäre eine Umstellung ihrer Arbeitszeiten äußerst problematisch, da vor allem die dauerhafte Nachtschicht entsprechende Umstellungen bis hinein ins Privatleben mit sich bringt. Dieses Nachtmodell ist nun aber von der Betriebsleitung gekündigt worden – für den Betriebsrat eindeutig mit dem Ziel, um in den Verhandlungen ein Druckmittel zu haben.

Im vergangenen Jahr konnte sich der Betriebsrat gegen ähnliche Pläne wehren. Damals wurde eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen, die Mercedes Einsparungen von 100 Millionen Mark jährlich ab 1999 bringt. Im Gegenzug verpflichtete sich das Unternehmen, bis zum Jahr 2000 auf Kündigungen zu verzichten. Um Regelsamstage zu verhindern, die jetzt im Presswerk wieder zur Disposition stehen, stimmte der Betriebsrat sogar Nachtschichten zu. Damals blieb dem Betriebsrat keine große Wahl: Ohne die neue Vereinbarung wäre die Fertigung zweier Nachfolgemodelle der C-Klasse nicht nach Bremen gekommen. Das hätte den Verlust von 2.000 Arbeitsplätzen bedeutet. Jeti

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