: Einmal Hamburg, immer Hamburg
Haspa-Studie: Jeder will in der Stadt wohnen, niemand im Umland ■ Von Heike Haarhoff
Das Votum der HanseatInnen könnte eindeutiger nicht sein. Drei Viertel der Hamburger MieterInnen suchen ausschließlich eine Wohnung innerhalb der Stadtgrenzen. Und auch diejenigen, die sich für eine Eigentumswohnung interessieren, halten Hamburg die Treue: Nur für jedeN VierteN kommt das Umland in Frage. Wer jedoch vom Eigenheim träumt, muß aufgrund der hohen Immobilienpreise in der Hansestadt flexibel sein und die angrenzenden Landkreise in Betracht ziehen. Das ergab eine Studie zur „Wohnungsnachfrage in Hamburg“im Auftrag der Hamburger Sparkasse (Haspa), für die 4.000 Haushalte befragt wurden.
„Gerade jüngere Mehrpersonenhaushalte und solche mit hohem Einkommen sind ausgesprochen Hamburg-begeistert“, sagte Haspa-Chef Karl-Joachim Dreyer gestern. Wen wundert's – wer richtig viel verdient und keine Kinder hat, kann sich das Leben in Elbvillen oder schick renovierten Altbauten rund um die Alster eben gönnen.
Von den insgesamt 832.000 Hamburger Wohnungen sind etwa 80 Prozent vermietet. Großes Wehklagen über unangemessen hohe Mieten konnte die Haspa überraschenderweise nicht vernehmen. 85 Prozent der Befragten sind der Meinung, daß ihre Wohnung ihren Preis wert ist. Durchschnittlich geht bei ihnen ein Viertel des Einkommens für die Miete drauf.
In fast jedem zweiten Haushalt lebt nur eine Person, während Familien mit Kindern inzwischen eine Minderheit darstellen. „Auf dem Vormarsch“, so Dreyer, seien dagegen neue Nachfragergruppen wie die kinderlosen Doppelverdiener und die Alleinerziehenden.
Der Hamburger an sich neigt zur Mobilität, innerhalb der Stadtgrenzen, versteht sich. Ungefähr jeder sechste Haushalt plant in den nächsten zwei Jahren einen Wohnungswechsel; das entspricht 135.000 Umzügen. „Ein beachtliches Nachfragepotential für die Wohnungswirtschaft“, freut sich Dreyer.
Bei einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 3.100 Mark geben Hamburgs MieterInnen im Schnitt 728 Mark für ihre Kaltmiete aus – und das für rund 63 Quadratmeter. 80.000 Haushalte würden gern Wohneigentum erwerben, doch da muß die Haspa sie enttäuschen: Lediglich 45.000 dürften ihrer Einschätzung nach dazu überhaupt finanziell in der Lage sein.
Doch keine Bange, es gibt schließlich noch die Erben: Rund 50.000 Haushalte können in den nächsten fünf Jahren mit einer Erbschaft oder Schenkung rechnen. Allerdings gelte auch hier, „wer hat, dem wird gegeben“, klagt Landesbausparkassen-Chef Matthias Pietsch: Die „größeren Erbschaften“von über 200.000 Mark verteilten sich zu 70 Prozent auf Haushalte, die sowieso schon über monatlich mehr als 7.000 Mark verfügten.
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