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Südkoreanische Gewerkschaft pfeift Führung zurück

■ Basis der militanten KCTU lehnt Vereinbarung ab, die Massenentlassungen ermöglicht

Berlin (taz) – Der militante südkoreanischen Gewerkschaftsbund KCTU droht für morgen mit einem unbefristeten Generalstreik. „Wir fordern neue Verhandlungen zwischen Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern, weil die Vereinbarung vom Freitag zu Massenentlassungen führt. Das löst nicht die gegenwärtige Wirtschaftskrise“, sagte gestern KCTU-Sprecher Yoon Young Mo gestern zur taz. Die Vereinbarung sei unter Vorbehalt getroffen worden, bis die Mitglieder der KCTU darüber abgestimmt hätten. Am Dienstag lehnten diese das Abkommen, das erstmals Entlassungen ohne Zustimmung der Gewerkschaften und befristete Arbeitsverträge ermöglicht, jedoch mit 62 Prozent der Stimmen ab.

„Wir verlangen konkrete Schritte zur Reform der Konglomerate, mehr Geld für Arbeitslose und die sofortige Zulassung der Lehrergewerkschaft“, so Yoon. Wenn Regierung und Arbeitgeber den Forderungen nicht nachkämen und das Parlament die Veinbarung unverändert absegne, werde ab Freitag gestreikt.

Die Verhandlungsdelegation der KCTU unter Führung des amtierenden Vorsitzenden Bae Sok Bom wurde inzwischen ausgetauscht. Sie wird jetzt vom Vorsitzenden der Metallarbeitergewerkschaft, Tan Byong Ho, gefürt. Über einen Wechsel an der KCTU-Spitze soll erst entschieden werden, wenn der jetzige Machtkampf mit Regierung und Arbeitgebern durchgestanden ist. Von einer Spaltung der KCTU kann laut Yoon nicht die Rede sein. „Die Verhandlungsdelegation wurde ausgewechselt, damit sie einen neuen Anfang machen kann.“ Die Börse in Seoul reagierte mit Kursverlusten. Gestern gaben die Kurse um 4 Prozent nach, am Dienstag um 2,25 Prozent.

Das Erleichtern von Entlassungen war eine der Bedingungen des Internationalen Währungsfonds für die Gewährung von Milliardenkrediten gewesen. Das Arbeitsministerium kündigte inzwischen an, gegen illegale Streiks hart vorzugehen. Staatspräsident Kim Young Sam und sein gewählter Nachfolger Kim Dae Jung riefen zur Umsetzung des am Freitag vereinbarten Kompromisses auf. Sven Hansen

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