: Mehr gewaltbereite Rechtsextreme
■ NPD wird Sammelbecken für Neonazis / VS-Chef berichtet
Hannover. Die Zahl der gewaltbereiten Neonazis hat in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. „Bundesweit ist die Zahl der gewaltbereiten Rechtsextremen seit 1994 von 5.400 auf 7.600 gestiegen, in Niedersachsen hat sich die Zahl in den letzten drei Jahren sogar von 290 auf rund 600 verdoppelt“, sagte Rüdiger Hesse, Sprecher des niedersächsischen Verfassungsschutzes. Erst vergangene Woche hatte die Polizei in Jena ein Bombenlabor von Neonazis ausgehoben. In Niedersachsen waren die Trägervereine des größten rechtsextremistischen Tagungszentrums in Hetendorf bei Celle verboten worden.
„Zu einem Sammelbecken für die Neonazis wird in jüngster Zeit zunehmend die bisher eher bieder auftretende Nationaldemokratische Partei Deutschlands, die NPD“, erläuterte Hesse. Dort sei die Mitgliederzahl stark gestiegen, insbesondere in Ostdeutschland. „Die NPD wird gerade für junge Leute zu einem Auffangbecken. Beim letzten Treffen der Partei in Passau waren von 4000 Teilnehmern etwa 2000 junge neonazistische Skinheads“, sagte Hesse.
Nach Worten des Verfassungsschutzexperten hat sich die rechte Szene seit geraumer Zeit auf Verbote eingestellt. „Sie hat reagiert, indem sie immer mehr von festen Vereinsstrukturen abrückt und sich in informellen Kameradschaften trifft“, sagte Hesse. Gegen solche Zusammenschlüsse könne der Staat mit Verboten kaum etwas ausrichten. „Kopf der Neustrukturierung ist der bekannte Hamburger Neonazi Christian Worch, aber auch der aus Niedersachsen stammende Rechtsextremist Thorsten Heise“, sagte der Verfassungsschutz- Sprecher. Im Internet „kann per Computer Material übelster Sorte eingesehen werden, sogar Anleitungen zum Bombenbau“, sagte Hesse.
Die Bundeswehr hat acht NPD-Jungfunktionäre vom Wehrdienst ausgeschlossen. Holger Apfel von den Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD, kündigte dagegen an: „Wir gehen den Weg durch die Gerichte. Wir versuchen mit aller Gewalt, notfalls bis vors Bundesverfassungsgericht durchzusetzen, daß niemand wegen seiner politischen Gesinnung, niemand wegen seiner politischen Überzeugung aus dem Bundeswehrdienst ferngehalten wird.“ dpa
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