: Bibelforscher Ernst Käsemann gestorben
■ In der NS-Zeit mußte der Neutestamentler ins Gefängnis. Er hinterläßt ein umfangreiches Werk
Tübingen (dpa) – Der international renommierte Theologe, Prof. Ernst Käsemann, ist tot. Der evangelische Neutestamentler, der als Nestor der modernen Bibelforschung galt, starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren in Tübingen, wie die Universität gestern mitteilte. Mit seinem historisch-kritischen Werk hat er die Theologie nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend geprägt.
Sein Kampf gegen die Gleichschaltung der Kirche während der NS-Zeit hatte ihn ins Gefängnis gebracht. Nach dem Krieg prangerte er Ungerechtigkeit und Not in der Welt an. Er forderte zu einem konsequent gelebten Christentum auf. Elisabeth, eines seiner drei Kinder, wurde 1977 von argentinischen Militärs ermordet. Sie hatte sich als Sozialarbeiterin in dem Land engagiert.
Käsemann, am, 12. Juli 1906 in Bochum geboren, schrieb schon mit seiner Marburger Dissertation „Leib und Leib Christi“ (1931) ein theologisches Standardwerk. Als Bergmannspastor in Gelsenkirchen predigte er gegen die Verfälschung des Evangeliums durch die Nazis. Im Gefängnis verfaßte er 1937 die Studie zum Hebräerbrief „Das wandernde Gottesvolk“ und „Die Legitimität des Apostels“. Die Universität Mainz berief ihn 1946. Von Göttingen (1951) wechselte er 1959 nach Tübingen.
In den 50er Jahren hatte Käsemanns Kritik am Jesusbild, wie es sein Lehrer Rudolf Karl Bultmann lehrte, ein internationales Echo ausgelöst. Im Gegensatz zu Bultmann betonte Käsemann, daß für den Glauben der auferstandene Christus und der historische Jesus derselbe sei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen