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Frau statt Täter

■ Nach Nazi-Bürgermeister benannte Straße in Henstedt-Ulzburg wird umgetauft

Eine „Täterstraße zur Opferstraße“zu machen, wie die örtlichen Jusos es wollten, ging wohl zu weit. Doch immerhin konnte sich die Gemeindevertretung von Henstedt-Ulzburg nun dazu durchringen, nicht länger einen Nazi-Bürgermeister zu ehren: Aus der Heinrich-Petersen-Straße wird die Clara-Schumann-Straße.

Befriedet ist damit die Gemeinde im Kreis Segeberg, in der die Gemüter ob der monatelangen Diskussion reichlich erhitzt wurden. Ursprünglich waren die Jusos vorgeprescht, dann hatten sich auch die Grünen deren Anliegen zu eigen gemacht: Seit 1968 wurde Heinrich Petersen durch eine nach ihm benannte Straße gehuldigt, und das sollte rückgängig gemacht werden. Denn der Landwirt habe 1930 zu den Gründungsmitgleidern der Ulzburger NSDAP gehört. Binnen zwei Jahren sei er zum NS-Gruppenleiter aufgestiegen. Von den Nazis zum Bürgermeister gekürt, blieb er bis Kriegsende im Amt.

Die Jusos wollten ein „politisches Signal“und den Namen des Norderstedter Antifaschisten Joseph Tichy auf dem Straßenschild sehen. Tichy war Häftling im KZ Fuhlsbüttel und wurde 1945 ermordet.

Doch „wir brauchten eine Mehrheit“, so Joachim Bednorz von den Grünen, und die war so nicht bekommen. Denn die CDU vertrat die Auffassung, nicht alle NSDAP-Mitglieder seien Nazis gewesen. Sie war mit der Heinrich-Petersen-Straße zufrieden. Die örtliche Wählergemeinschaft wollte zwar einer Umbenennung zustimmen, doch einen politischen Namen wollte sie wiederum nicht. So einigte man sich schließlich darauf, die Straße nach der Pianistin und Komponistin Clara Schumann zu benennen.

„Immerhin wird jetzt kein NS-Funktionsträger mehr geehrt“, zeigt sich der Juso-Kreisvorsitzende Marco Sievers zufrieden. Die Grünen können dem Kompromiß noch einen weiteren erfreulichen Aspekt abringen. Bednorz: „Wir wollten unbedingt einen Frauennamen“. Elke Spanner

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