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Produktion von Bio-Waffen in Heimarbeit

Das FBI verhaftet in Las Vegas zwei Männer aus dem rechten Lager wegen des Besitzes von bakteriellen Kampfstoffen. Jetzt wird ermittelt, ob mit dem Material ein Giftgasanschlag vorbereitet werden sollte  ■ Aus Washington Peter Tautfest

In Las Vegas sind zwei Männer festgenommen worden, die möglicherweise im Besitz des bakteriellen Kampfstoffes Anthrax sind. Nach Angaben des FBI erfolgte die Festnahme aufgrund des anonymen Hinweises eines Wissenschaftlers, an den die beiden herangetreten seien, weil sie einen Laborplatz zum Experimentieren brauchten. Sie sollen dabei Reagenzgläser gezeigt haben, die eine bakterielle Substanz in ausreichender Menge enthielt, um Las Vegas zu entvölkern.

Larry Wayne Harris und William Leavitt wurden über zwölf Stunden lang beobachtet, verfolgt und schließlich festgenommen, als sie ein Labor betreten wollten. Das FBI beschlagnahmte eine Kühlbox und 40 Petrischalen. Der Wagen der beiden Männer, ein Mercedes, wurde versiegelt und zur Untersuchung auf ein militärisches Gelände nach Utah gebracht. Dort soll geklärt werden, ob es sich bei dem beschlagnehmten Material um einen militärischen Kampfstoff handelt. Anthrax-Bakterien können Milzbrand hervorrufen. Die Festgenommenen werden Montag einem Richter vorgeführt.

William Leavitt war bislang polizeilich nicht bekannt. Laut FBI besitzt er ein mikrobiologisches Labor in Logandale, rund 100 Kilomter nördlich von Las Vegas, und eins in Frankfurt. Demgegenüber ist der 46jährige Larry Wayne Harris vorbestraft. 1995 hatte er unter Vorspiegelung falscher Tatsachen von einem Labor in Maryland tiefgefrorene Pestbakterien zu Forschungszwecken erworben. Bei dieser Festnahme hatte er Karten von New York bei sich, was am Mittwoch dieser Woche schnell zu der Entstehung des Gerüchts führte, es sei ein Anschlag auf die New Yorker Metro nach Art des Gasangriffs auf die Tokioter U-Bahn im Jahre 1995 geplant.

Harris, der zeitweilig der „Aryan Nation“, einer rassistischen weißen Gruppe, angehörte, hat außerdem ein Buch unter dem Titel „Bakteriologische Kriegführung – Die große Gefahr für Amerika“ veröffentlicht. Laut Michael Weber, freier Publizist und Fachmann für Rechtsextremismus in Amerika, der sich seit Jahren mit wehrsportähnlichen Milizgruppen beschäftigt, handele es sich dabei um ein Kochbuch für die Herstellung baktereller Kampfstoffe. Im Rahmen seiner Recherchen hat Weber auch ein Interview mit Harris geführt, in dem jener erklärt habe, daß sich die USA auf einen bevorstehenden bakteriellen Angriff vorbereiten müssen. Diese Information habe er von einer Irakerin namens Miriam erhalten, die er an der Universität Ohio kennengelernt habe.

Beobachter der rechten Szene in Amerika warnen seit langem davor, daß rechte Milizgruppen unter dem Vorwand, sich auf einen bakteriellen Angriff vorbereiten zu müssen, mit bakteriellen Kampfstoffen experimentieren. Die Umwandlung des Anthrax-Bazillus in einen Kampfstoff aber ist schwierig. Die Sporen müssen in eine Substanz verwandelt werden, die sich zerstäuben läßt. Eingeatmet wirkt Anthrax dann aber tödlich.

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