: Bremen siegt im Bierkrieg
■ Münchens Niederlage hausgemacht / Piesel-Argument zieht nicht / Beck's-Offensive
Bremen hat den Bierkrieg gegen München gewonnen. Die Beck's-Brauerei wird das Deutsche Turnfest Ende Mai in der bayerischen Landeshauptstadt mit Kaltgetränken versorgen. Auch die Drohung der Münchener Brauer, das Fest zu boykottieren und keinen einzigen Tisch, Stuhl oder Bierkrug zu stellen, läuft ins Leere. „Das können wir auch selbst organisieren“, versichert Beck's-Sprecher Peter Führing. „Wir brauchen die Münchener Brauereien nicht.“
Diese bezeichnen die Entscheidung des Organisationskomittees als Affront. Auch Florian Sattler, Sprecher von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, sprach sich gegen norddeutsches Bier auf dem Turnfest aus. „Die 80.000 Sportler und unzähligen Besucher trinken Beck's-Bier und pieseln in unseren Kneipen, die alle selbst brauen. Das geht nicht, ich halte diese Entscheidung des Turnverbandes für nicht vertretbar.“Willi Hagn, Vorsitzender des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, geht noch weiter: „Ich glaube nicht, daß Beck's hier eine Chance hat, Bier auszuschenken.“
Doch damit stoßen die Bayern bei Beck's und den Veranstaltern auf Granit. „Es wird sozusagen einen geschlossenen Beck's-Kreislauf geben“, entgegnet Beck's-Sprecher Führing auf das Piesel-Argument des Oberbürgermeister-Büros. Das bekräftigt auch Turnfest-Organisator Alexander Bütün. „Das Fest wird vor allem in der Innenstadt auf dem Marien- oder dem Odeonplatz stattfinden. Und dort werden wir Beck's vor Ort haben.“Zudem habe man feste Auflagen für öffentliche Toiletten. „Das Piesel-Argument zieht nicht“, so Bütün. Er verweist zudem darauf, daß der Bierkrieg von Münchens Brauereien hausgemacht ist. „Wir haben uns intensiv um eine Zusammenarbeit bemüht. Allerdings ist bis heute kein einziges Angebot der Münchener eingegangen, Bier auszuschenken", heißt es in einem Brief des Organisationskomittees an Oberbürgermeister Ude. „Als dann nach mehreren Monaten Beck's den Zuschlag bekommen hat, ging plötzlich das große Geschrei los. Darüber waren wir dann doch sehr irritiert und verlangen jetzt von Oberbürgermeister Ude, daß er seine protektionistische Haltung öffentlich revidiert“, erbost sich Bütün. Auch bei Beck's versteht man die Welt nicht mehr. „Wir haben die Münchener Kollegen extra darauf hingewiesen, daß das Turnfest ein sehr guter Werbepartner ist“, berichtet Führing.
Mit nur wenig unterdrückter Schadenfreude liest sich darum auch das Ende des Briefes an Oberbürgermeister Ude: „Umso glücklicher schätzen wir uns, daß wir mit der Brauerei Beck & Co. und auch mit der Privatbrauerei Erdinger Weissbräu zwei renommierte deutsche Unternehmen gefunden haben, die ohne weiteres in der Lage sind, das benötigte Equipment zur Verfügung zu stellen. Seien Sie versichert, daß die Turnfestteilnehmer ausreichend versorgt werden können.“ Jens Tittmann
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