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"Verbleib der Asche ungeklärt"

■ Das Statistische Jahrbuch gibt Aufschluß über das Wesen des Berliners: Weniger Hunde als gedacht, dafür jede Menge Wilmersdorfer Witwen. Auf den Äckern gedeiht vor allem Petersilie

Statistiker neigen von Natur aus zum Relativieren und Abwiegeln. Daß die Medien aus ihren Daten oft Katastrophenszenarien herauslesen, ist ihnen alles andere als recht. Daher freute sich Günther Appel, bei der Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs mit den Daten für 1996 auch eine gute Nachricht verkünden zu können. Keinesfalls ertrinke Berlin in einer Hundeschwemme, freute sich der Chef des Statistischen Landesamts. In Wahrheit gibt es auf 35 Einwohner nur einen Hund, mit abnehmender Tendenz. Am höchsten ist die Hundedichte in Reinickendorf, am niedrigsten in Kreuzberg.

Den fast 100.000 hauptstädtischen Hunden stehen 2.740 Pferde, 1.010 Rinder, 1.205 Schweine, 517 Schafe und 15.732 Hühner gegenüber. Auch sonst ist es um die hauptstädtische Landwirtschaft nicht gut bestellt. Beim Gemüseanbau steht die Petersilie mit 13,1 Hektar Anbaufläche an der Spitze, gefolgt von Spinat mit 9,4 Hektar und Speisezwiebeln mit 5,3 Hektar. Nur acht Pfirsich- und Aprikosenbäume wuchsen in Berlins Baumschulen, Quitten gab es dort überhaupt nicht.

Mehr Aufschluß über die Mentalität der BerlinerInnen in Ost und West versprechen die Zahlen zur Ausstattung privater Haushalte. Der Osten lag allein bei Fernsehgeräten vorn, mit denen dort 97 Prozent aller Haushalte ausgestattet waren, im Westen hingegen nur 93. Geschirrspültechnisch war der Osten dagegen mit 4 Prozent geradezu Niemandsland, während im Westen 31 Prozent aller Haushalte den Abwasch maschinell erledigten. Auch bei den Telefonanschlüssen hatten die östlichen Bezirke noch einen Rückstand von rund einem Drittel gegenüber der fast vollständigen Abdeckung im Westen.

Bei den Wohnungen mit Ofenheizung lagen die beiden Stadthälften in absoluten Zahlen mit jeweils rund 250.000 gleichauf, der prozentuale Anteil hingegen lag im Osten weit höher. Bei der Wohnfläche pro Einwohner reichte das Spektrum von 44,6 Quadratmetern in Wilmersdorf bis zu 26,7 Quadratmetern in Hohenschönhausen. Auch das Klischee der „Wilmersdorfer Witwe“ scheint sich zu bestätigen: Zu den Hochburgen der über 90jährigen zählte neben Zehlendorf und Steglitz auch Wilmersdorf. Diese verschobene Altersstruktur in den Westbezirken erklärt auch, warum die Zahl der Sterbefälle im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung dort erheblich höher lag als im Osten.

Von den rund 40.000 Bestattungen entfielen 1996 drei Viertel auf Urnenbeisetzungen, davon wiederum ein Drittel anonym. In 271 Fällen jedoch war der „Verbleib der Asche ungeklärt“. Ralph Bollmann

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