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Schwebende Schneckenhäuser

■ Bernd Allenstein und Michael Pasdziors Bildband „Hamburger Treppenhäuser“gesammelt

Wie die Abhubspirale eines Ufos scheint die Treppe des Detjen-Hauses in die Höhe zu schweben; surreale Beleuchtung und ungewöhnliche Perspektive machen es möglich. Anderswo wird der Blick von goldenen Handläufen sanft in die Tiefe eines grün-blau gekachelten Brunnens geleitet – oder fällt direkt ins Treppenauge, das vom aufgefächerten Geländer nierenförmig umwunden wird.

Ungewöhnliche Eindrücke aus dem Innenleben Hamburger Kontor- und Geschäftshäuser hat der Fotograf Michael Pasdzior in dem Bildband Hamburger Treppenhäuser zusammengestellt. Nicht nur die Perspektive, auch die Auswahl ist subjektiv: Die meisten der gezeigten Treppen sind zwischen 1920 und 1925 gebaut worden. Doch ähneln sie sich wenig. Selten nur kringeln sie sich so organisch schneckenförmig ineinander wie auf dem Einband des Buches. Bei vielen richtet sich der Blick über's Treppengeländer eher auf eine geometrische Form ungeahnter Komplexität.

„Orte der Repräsentation und der Kommunikation“nennt der Autor der Begleittexte Bernd Allenstein die mal fragilen, mal massiven architektonischen Konstruktionen. Vom durcheilenden Besucher häufig nur am Rande beachtet, machen sie im Bildband als Kunstwerke auf sich aufmerksam. Nicht allein die Besonderheiten dieser skulpturalen Nutzobjekte, sondern auch die ihrer Gebäude und der Umgebung werden in den Texten beleuchtet. So entsteht ein Streifzug durch die Stadt und ihre Kulturgeschichte – bebildert durch Räume, die weder außen, aber auch noch nicht innen liegen.

Sabine Claus

Bernd Allenstein und Michael Pasdzior „Hamburger Treppenhäuser“, Zeise Verlag, Hamburg, 1997, S. 183

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