: „Keine Monster“
■ Die Kriminalstatistik 1997 ist besser als ihr Ruf: Hauptsächlich Diebstähle
Die heißen Wahlkampfzeiten sind vorbei, erinnerte Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) und mahnte zur „Nüchternheit“: Die Bevölkerung fühle sich zwar verunsichert durch Gewaltdelikte. Deren Anteil an den in Hamburg begangenen Verbrechen liege aber nur bei 3,5 Prozent, rechnete er gestern vor, als er die polizeiliche Kriminalstatistik für 1997 präsentierte. Danach hat sich die Anzahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 25.337 auf 297.534 Fälle erhöht. Mehr als die Hälfte aller Taten seien Diebstähle gewesen.
Unter Gewaltkriminalität fallen etwa Raub, Körperverletzung und Tötungsdelikte. 10.277 Gewalttaten wurden 1997 in Hamburg begangen. Wrocklage betonte jedoch, daß sich beispielsweise bei Körperverletzungen in fast der Hälfte aller Fälle Täter und Opfer schon vor der Tat kannten.
49,7 Prozent aller Straftäter werden geschnappt. Beispiel Rauschgiftdelikte: „Es müssen 1997 nicht mehr Leute gedealt haben. Es sind aber mehr dabei erwischt worden, weil die Polizei in St. Georg oder am Schanzenpark präsent war.“Dadurch konnte er sich eines weiteren „Erfolges“brüsten: 126 ausländische Dealer wurden abgeschoben – allesamt minderjährige unbegleitete Flüchtlinge.
Wrocklage ließ sich zu einem Plädoyer gegen Vorurteile gegenüber Ausländern hinreißen: Unter erwachsenen Tatverdächtigen sei der Anteil der Nichtdeutschen unterproportional, nur bei Jugendlichen liege er etwas über dem Durchschnitt. Und: „Ein erheblicher Teil der Ausländerkriminalität bezieht sich auf Delikte, die Deutsche nicht begehen können – Verstöße gegen das Ausländer- bzw. Asylverfahrensgesetz.“
Zur Jugendkriminalität sagte Wrocklage, es wachse „keine Generation von Monstern“heran – obgleich immer mehr unter 21jährige Gewalt ausübten. „Mit Polizei alleine sind die Probleme der Stadt aber nicht zu lösen“. Trotzdem freute er sich, daß „die Sparquote der Polizei vergleichsweise gering ist“. Elke Spanner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen