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„Kein Geld für Waschpulver“

■ Schlecht sind die Spieler des HSV nicht, sagt Schalke-Betreuer Charlie Neumann im taz-Interview. Ihnen fehlt nur ein schlauer Manager.

taz: Was denken Sie über die momentane Krise beim HSV?

Charlie Neumann: Ich glaube, die Mannschaft ist stark genug, um den Abstieg zu verhindern. Sie braucht nur die nötige Ruhe. In Schalke haben wir oft ähnliche Situationen gehabt. Das schlimmste, was in so einer Lage passieren kann, ist, daß die Leute im Verein sich untereinander nicht mehr verstehen. Da muß sich jeder an die Brust packen und sagen: „Gemeinsam kommen wir da raus.“

Abstieg ist also eine Frage des vereinsinternen Zusammenhalts?

Er ist auf jeden Fall eine Voraussetzung für den Klassenerhalt. Die Mannschaft muß den Kopf freihaben. Wenn in der Führungsspitze Theater ist, überträgt sich das auf die Spieler. Und nach dem, was ich in der Presse lese, glaube ich, daß die Vorwürfe gegen Uwe unangebracht sind.

Der Vorstand sollte also nicht ausgetauscht werden?

Nein. Das wäre das schlimmste, was man tun könnte. Im Gegenteil, der Vorstand muß gestärkt werden. All diejenigen, die Kritik üben, sollten ihm helfen.

Könnte ein Abstieg nicht eine Reinigungskur bedeuten, wie vor Jahren bei Schalke?

Als wir das erste Mal abgestiegen sind, (1981, die Red.), hat das dem Verein tatsächlich keine Nachteile gebracht. Wir haben immer viele Zuschauer gehabt, auch in der Zweiten Liga. Und wir haben uns finanziell erholt, weil wir keine teuren Spieler hatten. Heute ist das jedoch mit Sicherheit schwieriger. Die ganzen Einnahmen, die man in der 1. Liga durch Werbung und Sponsoren hat, fallen in der zweiten weg. Deswegen muß der Klassenerhalt geschafft werden.

Was hat der HSV im Vergleich zu Schalke versäumt?

In Hamburg fehlt ein Mann wie Rudi Assauer (Manager bei Schalke, macht den Verein schuldenfrei, die Red.). Ohne Rudi wären wir mit Schalke nicht da, wo wir sind. Bevor er zu uns gekommen ist, hatten wir ja nicht mal Geld für Waschpulver. Wenn in Hamburg ein Assauer wäre, würde der HSV nie absteigen.

Also braucht der HSV doch einen neuen starken Mann?

Jein. Ich würde sagen: Der Uwe ist ein Riesenpräsident. Und ein Präsident ist dazu da, den Verein zu repräsentieren. Das kann Uwe hervorragend. Aber es müßte noch jemand da sein, der alle Fäden in die Hand nimmt.

Ein letzter Rat für den HSV?

Haltet zusammen, macht euch nicht gegenseitig fertig! Zieht alle an einem Strick, dann werdet ihr mit Sicherheit nicht absteigen und habt dann Ruhe, um in der nächsten Saison neu aufzubauen.

Fragen: Martin N. Sonnleitner

Foto: Bongarts

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