Arbeitsplätze nur „Details“

■ Stadtwerke Bremen und Bremerhaven fusionieren / Die Beschäftigten bangen um ihre Zukunft

Die Stadtwerke von Bremen und Bremerhaven fusionieren; wahrscheinlich noch in diesem Herbst und rückwirkend zum 1. Januar. Wieviele Arbeitsplätze dann wegfallen? Das seien „Details“, die er leider noch nicht beantworten könne, so gestern Bremens Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum: Der Weg zu stabilen Arbeitsplätzen führe „über die Ausschöpfung von Synergieeffekten“.

Die rund 3.200 Beschäftigten der beiden Energieversorger im Land Bremen werden sich also nach Jochums kürzlicher Androhung, 500 Stellen in der Stromproduktion abzubauen, auch im Bereich der Versorgung auf unruhige Zeiten gefaßt machen müssen. Daß das schon so konkret sei, so der Bremerhavener Betriebsratsvorsitzende Eckhard Dibke, davon sei man „kalt erwischt worden“. Sein Arbeitgeber hingegen freute sich gestern öffentlich über die anstehende „Bündelung“der Energien. Man erhoffe sich vor allem eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, so Günther Beneken, der als Vorstand der Stadtwerke Bremerhaven von den „Synergieeffekten“direkt betroffen sein könnte.

Bremerhavens Stadtwerke gelten personell als sehr gut besetzt. Überlebensfähig seien die beiden Energieverteiler nur, wenn sie sich gemeinsam zu einem großen bremischen „Infrastrukturunternehmen“entwickeln. Mit einem prognostizierten Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Mark, mit 330.000 Strom- und 130.000 Gaskunden. Und mit einem Dienstleistungsangebot von der Telekommunikation bis hin zur technischen Wartung „hinter dem Stromzähler“. Damit vor allem bei den Großkunden die Augen erwartungsvoll blitzen und die Hochöfen weiter durch Strom aus Bremer Leitungen glühen. Denn, so Stadtwerke-Chef Jochum, immerhin gingen 85 Prozent des Stroms an Großkunden. Die könnten sich ihren Energieversorger ab 1999 frei wählen.

Gemeinsam mit der ÜNH, dem Energieversorger zwischen Bremen und Hamburg, habe man seit 1997 über diese Zukunft nachgedacht. Doch dann sprang im Dezember der regionale Stromversorger aus Umzu den Bremern von der Schippe und fusionierte mit der Energieversorgung Weser-Ems (EWE). Seitdem sind die beiden Bremer Stadtwerke von einem gewaltigen Energiekonzern umzingelt. Als Reaktion kommt jetzt also die kleine bremische Lösung.

Daß die Fusion dabei nur der erste Schritt sein könnte, machte Gerhard Jochum mit „einem Beispiel“klar: Mit einer „Nur-Fusion“werden die nicht-öffentlichen Anteilseigner der Bremer Stadtwerke, insbesondere die Preag, kaum einverstanden sein. Würde sich mit der Fusion der öffentliche Anteil doch plötzlich weit über die derzeitigen 50,1 Prozent erhöhen, weil die Stadtwerke Bremerhaven ein städtischer Betrieb sind: „Da bleibt einfach die Frage: Hält Bremerhaven seinen Anteil auf Dauer?“Oder verkaufen sie? Die Bremerhavener Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD, Paul Bödeker und Jörg Schulze, wollten sich dazu noch nicht äußern. Die Fusion aber begrüßten sie als wichtigen Schritt in Richtung „Konkurrenzfähigkeit“.

ritz