: Platz für Plakate
■ Protestbesuch bei Baubehörde / Senator sagt Hilfe für kostenlose Plakatflächen zu
Das hatten die Mitarbeiter von Bausenator Bernt Schulte (CDU) und Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) noch nie gesehen: Ein Dutzend junger Menschen klebte gestern einfach Plakate unabhängiger Kulturinitiativen und politischer Gruppen an kahle Wände in den Behördenfluren. Dementsprechend reichten die Kommentare der anwesenden Beschäftigten von „Oh, wie schön“bis zu „Das ist Sachbeschädigung“.
Anlaß dieser Aktion war die Überbringung eines offenen Briefes der „Aktion lebendige Stadt“an Schulte und Kahrs am Mittwoch. Darin fordern etwa vierzig Gruppen und Initiativen, zum Beispiel das Junge Theater, die Naturfreundejugend Buchtstraße oder auch die Kulturzentren Schlachthof und Lagerhaus, kostenfreie Plakatflächen, um weiterhin wirksam für ihre Veranstaltungen werben zu können.
Wenn diese Werbung zukünftig nur noch in kostenpflichtigen Wechselrahmen der Deutschen Städtereklame (DSR) möglich sein sollte, befürchten die Gruppen das Aus ihrer Aktivitäten, da ihre finanzielle Situation gerade einmal das Drucken der Plakate zuläßt. Er habe sehr, sehr viel Verständnis für die Aktion, sagte Schulte und meinte: „Es muß ein gemeinsamer Weg gefunden werden.“Als Lösung schlug der Bausenator vor, daß er noch einmal mit der DSR über eventuell freie Werbeflächen sprechen werde.
Außerdem sollen sein Ressort und die Aktivisten geeignete Standorte für freies Plakatieren usfinden. Tabuzonen für solche Flächen seien aber der Marktplatz und der Bahnhofsvorplatz.
Schon in zwei Wochen werden sich alle Beteiligten zusammensetzen, denn die Zeit drängt, wie Axel Deller vom Jungen Theater betonte: „Wir brauchen eine möglichst schnelle Lösung, denn die Engpässe werden immer spürbarer. Uns helfen keine zwei, drei Alibi–Flächen, die keiner sieht.“
Auch die Kultursenatorin sicherte ihre Unterstützung zu. Überrascht zeigte sie sich darüber, daß es so gut wie keine kostenfreien Plakatierflächen gibt. Das habe sie bisher nicht gewußt, so Kahrs. Sie werde aber mit dem Bausenator sprechen und versuchen, für alle eine Lösung zu finden. Die Aktivisten haben nun wieder Hoffnung, brechen aber nicht gleich in Euphorie aus. „Wie groß das Verständnis ist, sehen wir in zwei Wochen“, so Ulf Treger vom ZAKK. kade
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