piwik no script img

Boden für Bundestag wird immer weicher

■ Bau des Jakob-Kaiser-Hauses verzögert sich nach dem Schaden in der Baugrube wohl länger als angenommen. Baustopp für Teilbereich bis zur Klärung des Schadens. Grüne kritisieren die mangelhafte Kontro

Der „lockere“ Boden in der Baugrube für das Jakob-Kaiser- Haus – früher Dorotheenblöcke genannt – könnte zu einer längeren Bauverzögerung führen als angenommen. Das gerichtliche Beweisführungsverfahren, das die Haftungs- und Schadensfrage für die mangelhafte Ausführung der Fundamente für die neuen Bundesbauten klären soll, wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Auf der Baustelle hinter dem Reichstag muß in diesem Abschnitt der Fortgang der Arbeiten bis dahin ruhen. Unklar ist auch, welche Auswirkungen die veränderten Bauabläufe auf die Tunnel unter dem Jakob-Kaiser-Haus und zum Reichstag hin haben werden.

Ursache für den Baustopp seit Anfang der Woche ist, daß im Bereich der Dorotheenstraße die Betonpfähle „in zu aufgelockerter Bodenbeschaffenheit“ stecken, wie die Bundesbaugesellschaft Berlin (BBB) mitteilte. Damit sei die Standsicherheit für die späteren Gebäude nicht gewährleistet. Die für die Baugrube verantwortlichen Unternehmen, eine Arbeitsgemeinschaft aus vier Baufirmen (Arge-Bau), hätten den Boden nicht „vertragsgemäß“ gefestigt. Die BBB erklärte daraufhin, die Fertigstellung der rund 2.080 Büroräume für die Abgeordneten des Bundestages werde sich um ein halbes Jahr verzögern: Erst Mitte 2000 könne der Einzug beginnen.

Seit gestern ist klar, daß das Ergebnis der von der BBB angestrengten Beweissicherung nicht kommende Woche, sondern wohl erst „in drei Wochen vorliegt“, wie Claudia Lemhoefer, Sprecherin der Bundesbaugesellschaft, einräumte. Bis zu diesem Termin „geht es an dieser Stelle mit dem Bau nicht weiter“. Auch könne erst nach der „endgültigen Beweissicherung“ gesagt werden, wie lange sich die Fertigstellung der Bundeshäuser verzögert und welche genauen Maßnahmen zur Festigung der Erde und an der Betonsohle vorgenommen werden müßten. An den anderen Bauabschnitten werde aber weitergearbeitet. Mit Mehrkosten rechnet die BBB zwar – allerdings nicht zu ihren Ungunsten. Lemhoefer: „Wir haben der Arge-Bau einen mitteldichten Grund übergeben. Der Schaden liegt eindeutig in deren Verantwortung.“ Die Firma Stump, eine der beteiligten Unternehmen, wollte gestern keine Stellungnahme abgeben.

Franziska Eichstädt-Bohlig, baupolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne in Bonn, fürchtet dagegen erhebliche Verzögerungen bei der Fertigstellung der Büroblöcke. Die BBB habe einerseits in einem „viel zu engen Spielraum geplant“, sagte sie. Andererseits habe diese es versäumt, die „komplizierte Baustelle ständig zu kontrollieren“.

Eichstädt-Bohlig äußerte die Vermutung, die BBB nutze den Schaden, um von ihren eigenen technischen Schwierigkeiten „abzulenken“. Denn die BBB „mogle“ bei den Terminen. Die Fertigstellung sage nichts über die Bezugsfertigkeit aus. Darum rechne sie damit, daß die Nutzung der Berliner „Provisorien“ zu Mehrkosten beim Umzug führten.

Die BBB läßt diese Einwände nicht gelten. Die Baugrube sei „an allen Stellen zu 100 Prozent geprüft worden“. Gerade durch das ständige Controlling seien die Schäden „ans Tageslicht gekommen“, so Lemhoefer. Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen