piwik no script img

Kein Pardon für Herero-Morde

■ Bundespräsident besucht Namibia

Windhuk (dpa) – Eine offizielle Entschuldigung Deutschlands für das Massaker am Herero-Volk 1904 während der deutschen Kolonialherrschaft über das heutige Namibia wird es nach den Worten von Bundespräsident Roman Herzog nicht geben. Herzog sagte gestern in Windhuk: „Wir sind uns natürlich bewußt, daß die Auseinandersetzung zwischen der deutschen Kolonialverwaltung und den Hereros nicht in Ordnung war.“

Der Bundespräsident, der gestern zu einem viertägigen Staatsbesuch in Namibia eingetroffen war, kündigte an, er werde heute auch mit Vertretern des Herero- Volkes sprechen. Dabei dürfte die schon mehrfach erfolglos vorgetragene Forderung der Hereros nach gesonderter Wiedergutmachung wiederholt werden. Die kaiserlichen Truppen hatten im Januar 1904 einen Aufstand der Hereros mit einem Vernichtungsfeldzug beantwortet und Männer, Frauen und Kinder in die Wüste getrieben. Von 80.000 Hereros sollen nur etwa 13.000 überlebt haben.

Schon vor seiner Abreise hatte Herzog in Bonn darauf hingewiesen, daß Deutschland besonders viel Entwicklungshilfe an Namibia zahlt, jedoch nicht für die Verteilung des Geldes an die verschiedenen Völker des Landes zuständig sei. Das frühere Deutsch-Südwest war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie.

Der Bundespräsident setzte sich bei Nujoma für die Pflege der deutschen Sprache in dem südwestafrikanischen Staat ein. Die deutschsprachige Minderheit, die knapp zwei Prozent der Bevölkerung Namibias ausmacht, fordert, daß bis zur siebten Klasse Deutsch als Unterrichtssprache zugelassen wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen