piwik no script img

„Senat treibt Wahnsinn bei Stadtentwicklung“

■ Grüne kritisieren geplante Änderungen beim FNP. Eigenheime fressen Stadtflächen

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus hat dem Senat „verantwortungslosen Raubbau bei der Stadtentwicklung“ vorgeworfen. Umweltsenator Peter Strieder (SPD) sowie sein Kollege von der Bauverwaltung, Jürgen Klemann (CDU), sollten mit dem „Wahnsinn“ aufhören, Landesflächen speziell für den Eigenheimbau auszuweisen, die nicht vom Flächennutzungsplan FNP gedeckt seien, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin Claudia Hämmerling gestern.

Der FNP war 1994 nach heftigem Streit vom Abgeordnetenhaus festgelegt worden und regelt, auf welche Flächen im Stadtgebiet Wohnungen, Gewerbe, Industrie oder Parkflächen in den kommenden 15 bis 20 Jahren entwickelt werden können. Derzeit betreibt der Senat FNP-Änderungen auf 23 Gebieten für Bauvorhaben.

Statt die Grundlagen des FNP einzuhalten, kritisierte Hämmerling, würden nun grüne Flächen am Stadtrand „mit über 3.000 Hektar als potentielles Bauland“ ins Visier genommen. Die Ausweisung subventionierter Flächen für Eigenheime bedrohten Naturschutz- und Naherholungsgebiete. Außerdem könne damit die Abwanderung in das Brandenburger Umland nicht verhindert werden. Nur sogenannte Besserverdiener würden die Stadt wegen der Lebensqualität verlassen.

Als Beispiele für die neuen Raumplanungen des Senats nannte Hartwig Berger, Umweltexperte der Grünen, die Areale an der Karolinenhöhe und am Döberitzer Weg (beide Spandau sowie an der Elisabethaue in Pankow). Es sei „absolut unnötig“, auf diesen Flächen die Zersiedelung der Stadtkante voranzutreiben. Berger erinnerte daran, daß die Wachstumsprognosen des Landes von zusätzlichen dreihunderttausend Neuberlinern bis 2010 „nach unten korrigiert worden sind“ und darum kein Bedarf mehr existiere.

Außerdem, so Hämmerling, fördere der Senat Gewerbeflächen, obwohl die Nachfrage stagniert. Sie forderte den Senat auf, umgehend ein Änderungsverfahren einzuleiten, bei dem die Nutzungsflächen dem Bedarf angepaßt werden. Dazu hatte sich der Senat auch verpflichtet.

Petra Reetz, Sprecherin des Bausenators, warf den Grünen „Fehleinschätzungen“ vor. Es existiere eine „unheimlich hohe Nachfrage“ für Wohnungen auf derartigen Flächen. Viele junge Familien mit mittlerem Einkommen wollten im Grünen und zugleich im Stadtgebiet – und nicht explizit in Brandenburg – wohnen. Dafür müßte innerhalb der Landesgrenzen Raum geschaffen werden. Der Senat verhindere damit die Abwanderungstendenz. rola

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen