piwik no script img

Hat Herr Stolte Angst vor Frauen?

■ ...diese und andere interessante Fragen zum Thema Frau und TV untersucht sinnfällig die Collage "Weibsbilder und Televisionen". Antwort: Hier liegt was im argen (So., 22.30 Uhr, 3sat)

Zieren, sagte ZDF-Intendant Dieter Stolte zur Eröffnung der Geburtstagsfolge der Mainzer Tage der Fernsehkritik im Mai letzten Jahres: „Kein Thema könnte das Jubiläum besser zieren, als das Thema Weibsbilder und Televisionen.“

Eigentlich hätte Rieke Anders' Filmbericht über jene dekorative Veranstaltung, in der das zierliche Geschlecht und sein Verhältnis zum Fernsehen diskutiert wurde, längst als Abschlußfilm in der 3sat Reihe „Fernsehen über Fernsehen“ im September 1997 über den Bildschirm gehen sollen. Das wurde aber abgebogen – angeblich, weil der Film nicht fertiggeworden sei. Nun darf er am Frauentag laufen. Vermutlich, weil Frauen-und-Fernsehen doch eher mal ein Frauenthema ist.

Der Filmessay ist eine Collage aus Fragmenten der diversen Podiumsdiskussionen und Interviews, illustriert mit dem Frauentypen- generierenden „Identilator“ (einer originellen, fluktuierenden Grafik) und Archivmaterial. Ein mitreißender und bei aller Bilderflut sinnfälliger, sehr subjektiver und parteiischer Zugriff auf die Veranstaltung, dessen Botschaft unverkennbar lautet: Hier liegt noch ganz schön was im argen!

Die anwesenden Frauen (von Wibke Bruhns über Maren Kroymann über Jutta Limbach über Juliane Bartel ...) kommen empört, ernsthaft und ironisch zu Wort, die Herren (oftmals in der Minderheit) gereizt, defensiv oder gönnerhaft. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als betreibe die Autorin eine süffisante Bloßstellung der mächtigen Altherren – und wer könnte ihr das verübeln angesichts der im großen und ganzen noch immer schwer innovationsbedürftigen Repräsentation von Frauen im Fernsehen?

Die oft mitleiderregend verräterischen (weil hoffnungslos unreflektierte) Statements jener Herren zur „Frauenfrage“ sind zwar in die Textur des Beitrags eingeflochten, wirken aber zugleich (und logischerweise) exponiert. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, daß Frauen in den Führungspositionen im Fernsehen noch weitgehend fehlen. Dazu glaubte ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser (den Kamera und Schnitt nicht nur einmal als thematisch überfordert entlarven) immerhin einwenden zu müssen, bei Frauen sei eben die Bereitschaft, in den Chefetagen „ihr Letztes zu geben“, nicht so stark entwickelt. Rüdiger Hoffmann (Radio-Bremen-TV-Direktor) bestritt die Existenz „dunkler Pläne der Männer“, um Frauen von bedeutenden Positionen fernzuhalten. Na dann ist ja gut.

Bei einer von den Angesprochenen natürlich humorig genommenen Befragung, vor welchen Frauen sie eventuell Angst haben könnten, antworteten Stolte, Bresser und Hoffmann geschlossen durchschaubar: „Vor keiner.“ Na dann ist ja gut. Monie Schmalz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen