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Bayern München in der Trap-Trap

Giovanni Trapattoni faßt sich an die eigene Nase – ein Bild, das Bände spricht. Für langjährige Kenner der italienischen Fußballszene ist natürlich vollkommen klar, was der Trainer des FC Bayern München mit dieser Geste ausdrücken will: „Los, Giovane, schnapp dir den Ball und hau ihn diesem doofen Lehmann in den Kasten.“ Wie soll jedoch ein schwäbisch sozialisierter Brasilianer solch einen Wink richtig deuten können, ganz zu schweigen von den anderen Bayern-Spielern, die über Italien gerade mal wissen, daß irgendwo der Ziege spielt und man dort einen Haufen Kohle verdienen kann, wenn man jemanden findet, der so blöd ist, daß er sogar Möller nimmt? Zumal die Bewegung „Finger an die Nase“ in Deutschland seit Günter Boschs seligen Zeiten nichts anderes heißt als: „Hey, Boris, den nächsten Aufschlag spielst du weich in die linke Ecke.“ Man kann sich vorstellen, wo Elbers Schußversuch landet. Kein Zweifel, Bayern München befindet sich in der „Trap-Trap“, wie es die Soziologen nennen, einer veritablen Trapattoni-Falle.

Das zeigt sich auch bei der täglichen Arbeit. „Torschüsse kann man trainieren“, grantelt Beckenbauer angesichts der nicht gerade torerfolgreichen Spiele gegen Hertha (1:2/Eigentor Preetz), Köln (0:2), Dortmund (0:0), Schalke (0:1). Will der Italiener ja, bloß versteht ihn keiner, am allerwenigsten Mario Basler, der die ganze Zeit denkt, er soll üben, noch schneller zu rennen und noch flacher zu flanken. Wie kann der arme Mann ahnen, daß Trap, wenn er sich die Hände Bud-Spencer-artig an die Wangen klatscht und im Chor mit Gerd Müller „Mache bum, presto“ brüllt, keineswegs anregen will, kopfballstarke Abwehrreihen durch Trullerbälle unterhalb der Grasnarbe hereinzulegen? Bei Beckenbauer hingegen würde ein strenges Stirnrunzeln ausreichen, Basler auf den rechten Weg zu bringen und binnen weniger Wochen zum Torschützenkönig zu machen.

Kommunikationsprobleme sind der Tod jeder Mannschaft, außer Kaiserslautern, somit dürfte klar sein, daß nur ein Positionswechsel in der Führungsspitze Besserung bringen kann. Also: Kaiser in den Trainingsanzug, Trapattoni auf den Präsidentenstuhl. Schon rein physiognomisch ist der personifizierte Catenaccio aus Italien erheblich besser für diesen Posten geeignet als der immer mehr wie ein vergrämter Oberstudienrat wirkende derzeitige Amtsinhaber. Herumfuchteln kann er nach Herzenslust, und ob ihn einer versteht, ist vollkommen wurscht. Das hat Franz Beckenbauer schließlich jahrelang bewiesen. Text: Matti/Foto: Reuters

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