piwik no script img

Penthouse-Etage für den Staatsrat

■ Haller will 3,6 Mio für den BAW-Umzug ausgeben

„Bremer Forum der Wirtschaft und Wissenschaft“soll es heißen und auf mehreren Etagen im Technologiepark Universität einschlägige wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz und Beratung anbieten. Wissenschafliche Institute sollen dort Tür an Tür mit Unternehmensberatern und Marketing-Firmen residieren. Doch für die Firmen gibt es bisher nur „erfolgversprechende Gespräche“, keine Zusagen. Dennoch soll die Wirtschaftsdeputation heute die erste Hälfte eines 7,2 Millionen-Zuschusses für das „Bremer Forum“bewilligen und eine Ausnahme von den Kriterien, unter denen die Flächen im Technologiepark vergeben werden, genehmigen.

Das Wirtschaftsressort ist selbst nicht ganz sicher, für die 2.000 Quadratmeter Fläche Interessenten zu finden und hat daher mit dem Vermieter ausgehaldelt, daß nicht genutzte Flächen auch nicht bezahlt werden müssen. Kern des „Bremer Forums“werden zwei Uni-Institute sein und der „Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung“(BAW), eine wissenschaftliche Abteilung des Wirtschaftsressorts. Diese Abteilung soll komplett umgestaltet werden, der bisherige Leiter wird abgesetzt, und Staatsrat Haller wird selbst nebenher den BAW leiten. Aus seiner früheren Zeit beim BAW hat der Staatsrat sich seit 1987 vertraglich eine Rückkehroption gesichert. Im Wirtschaftsressort geht man davon aus, daß der neue BAW in der voll verglasten Penthouse-Etage eine Rückzugsposition für die Zeit nach der nächsten Bürgerschaftswahl sein soll (vgl. taz 16.2.). Haller will sich jetzt auch schon im BAW ein Arbeitszimmer mit Blick über den Technologiepark einrichten.

Eigentlich, so formuliert die Beschlußvorlage für die Wirtschaftsdeputation, soll der BAW unabhängig von den Vorgaben des Wirtschaftsressorts arbeiten, da seine Expertisen zur bremischen Sanierungspolitik und zur Kontrolle der EU-Fördergelder durch die Abhängigkeit vom Senat „wirkungsmindernd relativiert“würden. Wenn der BAW aber durch den Staatsrat direkt geleitet wird, kann dieser Effekt nicht glaubwürdig erreicht werden. Die Beschlußvorlage erkennt diesen Widerspruch und deutet eine Lösung an mit der Formulierung: „Zunächst bleibt der BAW aber nachgeordnete Dienststelle des Wirtschaftssenators.“

Da der bisherige Leiter, Frankenfeld, abgesetzt werden soll und keine Nachfolge gesucht wird, kann diese Formel nur so gewertet werden, daß der Staatsrat hier seine persönliche Interessenlage ein wenig verschlüsselt offenlegt . K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen